Aktuelle italienische Fallserie

Neuro-Depesche

Doch Parkinson durch COVID-19?

Insbesondere zu Beginn der COVID-19-Pandemie wurde lange Zeit diskutiert, ob eine SARS-CoV-2-Infektion eine Parkinson-Erkrankung auslösen kann. Für die Kausalität fanden sich aber keine eindeutigen Belege. Jetzt werfen italienische Neurologen anhand von sechs Patienten, die nach der Infektion ein tremordominates Parkinson-Syndrom entwickelten, diese Frage erneut auf.

Die die vier Männer und zwei Frauen waren 35 bis 73 Jahren alt und allesamt gegen SARS-CoV-2 geimpft. Die COVID-19-Infektion verlief sehr unterschiedlich, von völlig asymptomatische Patienten über ambulant behandelte Fälle bis hin zu solchen, die einen Krankenhausaufenthalt und assistierte Beatmung benötigten. Alle sechs Patienten entwickelten in einem homogenen Zeitfenster zwischen 4 und 7 Wochen einen Ruhetremor als vorherrschende Manifestation und teils andere Parkinson-Symptome. In drei Fällen fand sich eine Verhaltensstörung im REM-Schlaf (RBD) in der Vorgeschichte.

Tremor bei allen - positive DatScans in vier der sechs Fälle

Im Gegensatz zu den bisherigen elf Fällen einer postinfektiösen Parkinson-Symptomatik waren die MRT-Scans bei allen sechs Patienten unauffällig, vor allem ohne hypoxisch-ischämische Läsionen. Im Gegensatz dazu ergaben die DaTscans eine reduzierte Tracer-Aufnahme einseitig im Striatum (Fall 3 und 5) sowie bilateral im Striatum plus Caudatum (Fall 2 und 6). Nach einem positiven L-Dopa-Test erhielten alle sechs eine Therapie mit L-Dopa (mit oder ohne Dopaminagonist bzw. mit oder ohnen MAO-B-Hemmer), die nach UPDRS zu einer meist guten Symptomkontrolle führte. In Einklang mit früheren Berichten ergab sich kein klarer Zusammenhang mit dem (sehr unterschiedlichen) Schweregrad der COVID-19-Infektion. 

35-Jähriger mit unauffälliger Anamnese

Exemplarisch sei einer der sechs italienischen Fälle geschildert: Ein 35-jähriger Mann ohne jegliche Komorbidität entwickelte im Laufe der COVID-19-Infektion Fieber, Husten und eine ausgeprägte Myalgie. Im Januar 2022 wurde das SARSCoV-2-Virus per PCR-Test nachgewiesen und der Mann eine Woche lang zu Hause mit Antibiotika behandelt. Das Fieber dauerte 3 Tage, eine Hyposmie oder Hypogeusie trat zu keinem Zeitpunkt des Krankheitsverlaufes auf.

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Fazit

Bei diesen sechs Patienten traten die motorischen Parkinson-Symptome Wochen bis Monate nach der Infektion und damit deutlich später auf als bei den zuvor beschriebenen akuten/postakuten Fälle enes Parkinsonismus. Darüber hinaus hatten drei der sechs eine RBD-Vorgeschichte. Jenseits eines Nachweises der Kausalität vermuten die Autoren, dass der postinfektiöse neuroinflammatorische Status das Auftreten der bereits latent vorliegenden neurodegenerative Erkrankung getriggert oder zumindest drastisch beschleunigt hat. 

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