Vitamin-B12-Mangel

Praxis-Depesche 9/2022

Diese Zeichen sollten sie kennen

Das Vitamin B12 ist an einer Vielzahl physiologischer Prozesse beteiligt. Aufgrund der meist unspezifischen frühen Symptome bleibt ein Mangel aber häufig lange unentdeckt. Wird er nicht frühzeitig behandelt, können sich hämatologische und schwerwiegende neurologische Störungen entwickeln. Auf einer Veranstaltung von Wörwag erläuterten Fachärzt:innen, welche Zeichen man kennen sollte und wie sich eine bestehende B12-Hypovitaminose wieder ausgleichen lässt.
Zu dem vielfältigen Symptomspektrum des Vit.-B12-Mangels gehören u. a.  trophische Störungen von Nagel und Haar, bakterielle Entzündungen von Zunge und Rachen und diverse neurologische Sym­ptome. Aus internistischer Sicht ist bereits bei niedrignormalen Vit.-B12-Spiegeln wichtig, auf hämatologische Veränderungen wie eine makrozytäre Anämie zu achten, betonte Dr. Jan Frederic Weller, Tübingen. Die häufigsten neurologischen Anzeichen im Kontext eines Vit.-B12-Mangels sind Gefühlsstörungen in Füßen und Händen (Vit.-B12-Mangel-Polyneuropathie), so Prof. Karlheinz Reiners, Wegberg. Zudem kann die B12-Hypovitaminose eine Hinterstrangsymptomatik (funikuläre Myelose) auslösen, die sich u. a. als Manschettengefühl um die Unterschenkel und Fußgelenke oder in einer Gangunsicherheit bemerkbar machen kann.
Da nur ca. 30 % der Patient:innen mit neurologischen Symptomen auch hämatologische Veränderungen aufweisen, reicht ein kleines Blutbild für ein Screening nicht aus, ergänzte Reiners und riet zu einer Bestimmung des Vit.-B12-Spiegels oder besser einer direkten Messung des aktiven Vit.-B12-Anteils (Holo-Transcobalamin), um einen Mangel zuverlässig nachweisen zu können. 
Wichtige Risikofaktoren für einen Vit.-B12-Mangel sind eine vegetarische/vegane Ernährungsweise, höheres Alter, gastroenterologische Erkrankungen sowie bestimmte Medikamente (z. B.Magensäureblocker, Metformin), warnte Prof. Dr. med. Marija Djukic, Weende-Göttingen. Besonders gefährdet sind außerdem Patient:innen mit neurodegenerativen und neuropsychiatrischen Erkrankungen, bei denen ein Vit.-B12-Defizit als mögliche behandelbare Ursache in der Therapie und Differenzialdiagnose eine wichtige Rolle spielen kann. Zudem können Nebenwirkungen einiger in der Therapie der neurodegenerativen Erkrankungen eingesetzten Medikamente (z. B. L-Dopa) Mangelzustände begünstigen.
In der Therapie der B12-Hypovitaminose hat sich die orale Supplementation mit tgl. 1.000 μg Vit. B12 selbst bei Risikogruppen mit gestörter Resorption als effektiv erwiesen. Bei schwerem Mangel sollte anfangs parenteral behandelt werden, bevor auf eine orale Erhaltungstherapie gewechselt werden kann. Die orale Darreichungsform kommt auch den Wünschen der Patient:innen entgegen. So ziehen einer Studie zufolge mehr als 83 % die orale einer parenteralen Therapie vor. OB
Quelle: Fachpressekonfernz: „Vitamin-B12-Mangel: Aktuelle Erkenntnisse für die Praxis“, 28.6.2022
 

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