Metaanalyse zur Migräneprophylaxe über 30 Jahre

Neuro-Depesche 7-8/2023

Die Placeboresponse stieg signifikant an

In klinischen Studien ergibt sich die Wirksamkeit einer Substanz bekanntlich durch den Unterschied zwischen Therapie- und Kontrollarm, oft Placebo. Inwieweit sich das Ansprechen auf Placebo in Studien zur Migräneprophylaxe über die Zeit verändert hat, wurde bisher kaum untersucht. In einer Literaturübersicht und Metaanalyse wurde jetzt die Entwicklung der Placeboresponse in Migränestudien über 30 Jahre evaluiert.

Insgesamt wurden aus den etablierten Datenbanken nach den PICOS-Kriterien 83 von 907 randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien ausgewählt. In diesen zwischen Jan. 1990 und Aug. 2021 erschienenen Arbeiten war die Wirksamkeit einer Prophylaxe bei Erwachsenen mit episodischer oder chronischer Migräne mit oder ohne Aura geprüft worden.

Zwei verschiedene Metaanalysen

Aus 73 der 83 Studien lagen kontinuierliche Endpunkte (Migränetage pro Monat [MMD], Attackenzahl etc.) vor, aus 52 Studien dichotome Endpunkte (z. B. Response [Verbesserung um ≥ 50 %] ja/nein?). In den 73 metaanalytisch ausgewerteten Studien litten die 9.869 Teilnehmer (85,9 % Frauen) im medianen Alter von 41,0 Jahren unter median acht MMD. Unter Placebo ergab sich in den verschiedenen Outcome-Parametern vs. Baseline insgesamt eine durchschnittliche Besserung um 1,8 %. Nach Kontrolle auf Störfaktoren wie Patienten-, Behandlungs- und Studiencharakteristika nahm das Ansprechen auf Placebo über die 30 Jahre mit dem Publikationsjahr signifikant zu (rho = 0,32; p = 0,006). Eine multivariable Regressionsanalyse bestätigte dies. In den 52 Studien mit dichotomen Endpunkten mit 7.913 Patienten im medianen Alter von 41,1 Jahren (86,2 % weiblich) sprachen insgesamt 27,2 % der Patienten auf Placebo an. Allerdings ergab sich in der Korrelationsanalyse mit dem Publika-tionsjahr kein signifikanter Anstieg der Placeboresponse (rho = 0,08; p = 0,596).

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Fazit
Dass die Placeboresponse von Migränepatienten in Prophylaxe-Studien in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen hat, sollte bei der Konzeption von Studien und auch deren Bewertung beachtet werden. Klassischerweise war das Ansprechen auf die invasivere Verabreichung ausgeprägter.

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