Veranstaltungslogo des Kongresses Highlights Digital der Deutschen Parkinson-Gesellschaft (DPG).

DPG-Kongress „Highlights Digital“, 16. - 17. März 2023

Neuro-Depesche 5-6/2023

Diagnose, Therapie und Forschungsresultate zum Morbus Parkinson

Rein virtuell fand Mitte März der diesjährige Kongress der Deutschen Parkinson- Gesellschaft (DPG) „Highlights Digital 2023“ statt. Geboten war ein umfangreiches Programm mit Vorträgen, Workshops, Posterpräsentationen und interaktiven Diskussionsrunden. Themenschwerpunkte waren u. a. aktuelle Erkenntnisse zur Pathophysiologie, medikamentöse und andere Behandlungsmöglichkeiten, neuere Forschungsergebnisse zu Biomarkern, genetischen Faktoren und vielem mehr.

„In den letzten beiden Jahren wurden bedeutende Fortschritte in der Parkinson-Diagnostik erzielt. Die frühe und nicht-invasive molekulare Diagnostik ist Voraussetzung für eine spezifische Therapie und für frühe Interventions- oder sogar Präventionsstudien. Damit kommen wir dem Ziel, eine ursächliche personalisierte Therapie zu entwickeln, immer näher“, so Prof. Dr. med. Joseph Claßen, Leipzig, 1. Vorsitzender der DPG.

Hier in Kurzform einige Themen des zweitägigen Kongresses, u. a. aus der Sitzung „Therapie-Update Parkinson“, und der im Vorfeld gehaltenen Pressekonferenz der DPG mit einem Fokus auf alpha-Synuclein in der Diagnostik und Therapie.

Molekulardiagnostik unverzichtbar

Im Hinblick auf frühe Therapie- oder Präventionsinterventionen steht die frühzeitige Erkennung erster klinischer und molekularer Veränderungen im Fokus der Forschung. Während die Neurofilament-Leichtkette (NfL) in frühen Stadien kein sinnvoller Marker ist, lässt sich das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung durch spezifische Ausbreitungsmuster von alpha-Synuclein (a-Syn) beschreiben. Gerade in der molekularen Diagnostik wurden deutliche Fortschritte erzielt, berichtete Prof. Joseph Claßen, Leipzig. Ein mittlerweile validiertes Verfahren zum molekularen Nachweis kleinster Mengen des selbstreplizierenden und pathologisch gefalteten a-Syn ist die ‚Real-Time Quaking-Induced Conversion‘ (RT-QulC), die in der Diagnostik der sporadischen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit eingesetzt wird. Als Probenmaterial ist nicht mehr unbedingt eine Liquorpunktion erforderlich, die Untersuchung von Blutserum und sogar Hautbiopsaten liefert gute Ergebnisse, so.

Smarte Diagnostik und DiGas

Durch Körpersensoren oder Smartwatches erfasste Daten in Zusammenhang mit Smartphone-basierten Apps bieten neue diagnostische Möglichkeiten. „Die verfügbaren Sensortechnologien und Algorithmen werden immer ausgereifter und haben das Potenzial, das Gesundheitswesen zu transformieren“, sagte Prof. Alexander Storch, Rostock. Tremor, Dyskinesien sowie Gang- und Gleichgewichtsstörungen lassen sich lückenlos dokumentieren. Bspw. können so schon früh im Parkinson- Verlauf auftretende Störungen des REM- Schlafs erkannt werden. Erforscht wird auch, ob elektrophysiologische EEG-Signaturen sich differenzialdiagnostisch bzw. zum Therapiemonitoring nutzen lassen. Zunehmend werden Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zur Steigerung von Selbstmanagement und Eigenverantwortung verschreibungsfähig. Momentan sind, bedauerte Storch, die meisten Wearables und Apps bei Parkinson nicht miteinander kompatibel.

Therapieansatz alpha-Synuclein

In verschiedenen medikamentösen Ansätzen, die Progression des Morbus Parkinson zu bremsen, hat es Fehlschläge gegeben: So scheiterten in Studien Chelatoren, die erhöhte Eisenansammlungen in der S. nigra binden sollten, ebenso wie die beiden gegen a-Syn-Aggregationen gerichteten monoklonalen Antikörper (mAb) Cinpanemab und Prasinezumab. Momentan befinden sich, wie Matthias Löhle, Rostock, berichtete, u. a. noch das aggregationshemmende Diphenyl-Pyrazol Anle138b und der mAb TAK-341 in der Erprobung (bei der Multisystematrophie). Außerdem wird noch der Ansatz verfolgt, die zytosolische Produktion von a-Syn zu verringern. Neben Antisense-Oligonukleotiden (ASO) und ꞵ2 -Agonisten wie Salbutamol betrifft dies das ‚Small molecule‘ Buntanetap, dessen Phase-III-Studie gerade auf Europa ausgeweitet wird. Auch die Förderung der Autophagie dieses Proteins, z. B. mit Ambroxol, wird weiter erforscht. JL

DPG-Posterpreise 2023

Posterpreisträgerinnen des diesjährigen Kongresses der DPG sind Jule Maria Sophie Grotherr, Bad Segeberg, und Seyedeh Zahra Mirkhaef, Hamburg, für diese Arbeiten:

  • Grotherr JMS et al. (P-01-002): Machbarkeit von synchronen und asynchronen telemedizinisch-gestützten Interventionen für Parkinson-Patient:innen.
  • Mirkhaef SZ et al. (P-01-009): Language production in Parkinson‘s Disease: Measuring Syntactic Complexity.
Quelle:

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V., „Highlights Digital“, 16. - 17. März 2023

Die Aufzeichnungen verschiedener Sitzungen sind (für registrierte Teilnehmer) noch bis Juni 2023 abrufbar. Näheres unter www.dpg-akbont-kongress.de.

ICD-Codes: G20.9
Urheberrecht: DPG
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