Ein Studierender legt den Kopf auf das Buch, in dem er liest. Neben ihm hohe Bücherstapel.

Gepoolte Prävalenz nach neuer Auswertungmethode

Neuro-Depesche 5-6/2023

Depressive Symptome bei Medizinstudenten

Das Medizinstudium gilt als besonders stressreich und kann psychische Störungen begünstigen. Frühere Studien zu depressiven Symptomen bei Medizinstudenten hatten eine breite Prävalenzspanne von 1,4 % bis 80,6 % ergeben. Jetzt hat die international zusammengesetzte ‚Depression in Medical Students Research Group‘ die Methodik verfeinert, indem sie zusätzlich angeforderte individuelle Teilnehmerdaten (IPD) in die Auswertung einbezogen. Dies sind die Ergebnisse.

Die Recherche in MEDLINE, EMBASE, PsycINFO, WanFang, Scielo und LILACS (bis März 2018) ergab 249 systematische Übersichten und Metaanalysen, von denen 34 ausgewertet wurden, weil deren Autoren weitere individuelle Daten zur Verfügung stellten. Von diesen 34 Studien mit insgesamt 18.030 Medizinstudenten waren drei in Afrika, neun in Asien, acht in Europa, zwei in Ozeanien, sieben in Südamerika und fünf in den USA duchgeführt worden. Neben Alter, Geschlecht und Studienjahr wurden die Scores von acht etablierten Depressionsskalen wie das Beck Depression Inventory (BDI), die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) etc. mit ihren Standard-Cut-off-Werten sowie andere potenziell prädiktive Merkmale der Teilnehmer ausgewertet.

Prävalenz in der IPD-Analyse

Für die Analyse mit individuellen Teilnehmerdaten (IPD) wurde ein zweistufiges Modell (mit integriertem „Daten-Cleaning“) verwendet. Danach lag die gepoolte Prävalenz einer Depression unter den Medizinstudenten bei 18,1 % (95 %-KI: 14,1 % - 22,1 %). Diese ist niedriger als die Prävalenzen aus jeder einzelnen Studie, die gepoolt 27,6 % (95 %-KI: 22,2 % - 33,0 %) betrug (ohne Überlappung der Konfidenzintervalle!).

Geschlecht und Studienjahr

Die Depressionsraten für männliche und weibliche Studenten lagen nach diesen Daten bei 16,1 % bzw. 18,5 % (p = 0,42). Die Prävalenz im ersten und zweiten Studienjahr betrug je 19,6 %, im dritten 20,6 %, im vierten 20,2 % und im fünften Jahr 14,8 %. Im letzten sechsten Jahr lag die Deperessionsprävalenz nur noch bei 6,9 % (p < 0,001).

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Fazit
Die gepoolte Prävalenz depressiver Symptome bei Medizinstudenten vieler Länder auf allen Kontinenten war in dieser Metaanalyse mit individuellen Teilnehmerdaten (IPD) niedriger als in früheren Metaanalysen mit der Auswertung aggregierter Daten. Die von den Autoren präferierte IPD-Methode könnte eine genauere Schätzung der Krankheitslast liefern und eine bessere Überprüfung der mit der Depression assoziierten Faktoren ermöglichen.
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