Schwedische Geburtskohorte nachuntersucht

Neuro-Depesche 5-6/2019

Depression durch frühe Adoption verhinderbar?

Neben genetischen Faktoren haben auch Umweltbedingungen, insbesondere die elterliche Psychopathologie und das „Parenting“ auf das spätere Depressionsrisiko einen großen Einfluss. Ob eine frühzeitige Adoption von – aufgrund elterlichen Versagens gefährdeter – Kindern vor dem Auftreten von Depressionen im Erwachsenenalter schützen kann, wurde jüngst in einer schwedischen Kohortenstudie untersucht.

Die Wissenschaftler des Karolinska Institutet unterteilten die Register-Daten der nationalen Geburtskohorte (1972 - 1981) in drei Gruppen: 618 bzw. 8.878 in Schweden bzw. außerhalb Europas geborene Kinder, die im Alter < 2 Jahren adoptiert waren, wurden 1.115 Kindern gegenübergestellt, die (über median 15,2 Jahre) in Kinderheimen aufwuchsen. Beide Gruppen wurden mit 930.944 „normal“ aufgewachsenen Kindern der Bevölkerung verglichen.
Die Häufigkeit depressiver Störungen im Erwachsenenalter wurde anhand der Indikatoren verschriebene Antidepressive und Depressionsdiagnose (F32 - F39) durch Psychiater im Zeitraum 2006 - 2012 erhoben.
Verglichen mit der Bevölkerungsstichprobe als Referenz wiesen die in Heimen langzeitbetreuten Kinder in der Cox-Regressionsanalyse alters- und geschlechtsbereinigt die höchsten Hazard Ratios für Depressionen im Erwachsenenalter auf – sowohl anhand der Antidepressiva-Verordnung (HR: 2,07; 95 %-KI: 1,87 - 2,28), als auch anhand der Depressionsdiagnose (HR: 2,85; 95 %-KI: 2,42 - 3,35). Unter ihnen erkrankte ein sehr hoher Anteil von 27 % der Männer und 39 % der Frauen. Durch Anpassung der Kalkulation auf Schulnoten und Einkommen wurden die Risiken in der Kinderheimgruppe allerdings deutlich gemindert.
Erwachsene, die von Adoptiveltern aufgezogen worden waren, ähnelten in der Depressionshäufigkeit dagegen eher der Bevölkerung: Anhand der Antidepressiva- Verordnung betrugen die HR 1,19 (95 %-KI: 1,00 - 1,43) für inländisch und 1,13 (95 %-KI: 1,08 - 1,18) für international adoptierte Kinder. JL
Kommentar

Die Studie zeigt einerseits den depressionsverhütenden Effekt einer Adoption von Kleinkindern. Andererseits unterstreicht sie die Notwendigkeit, die pädagogische Unterstützung für Kinder in Heimen zu verbessern. Bildung, Beschäftigung und Einkommen können sich auf die Prognose sehr positiv auswirken.

Quelle:

Hjern A et al.: Can adoption at an early age protect children at risk from ... BMJ Paediatr Open 2018; 2(1): e000353 [Epub 6. Dez.; doi: 10.1136/bmjpo-2018-000353

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