MS-verdächtige MRT-Zufallsbefunde

Neuro-Depesche 1/2009

Das "Radiologisch isolierte Syndrom"

Angesichts der breiten Anwendung der MRT und ihrer gestiegenen Sensitivität untersuchten Forscher des MS-Zentrums der University of California den Verlauf von zufällig entdeckten MRT-Befunden im ZNS, die auf eine MS hindeuten. Wie groß ist das Risiko, dass es bei diesem „Radiologisch isolierten Syndrom“ zum Fortschreiten zu einem „Klinisch isolierten Syndrom“ (CIS) oder gar einer MS kommt?

In einer Kohorte von 41 Frauen und drei Männern im Alter zwischen 16 und 67 Jahren, die sich aufgrund von Beschwerden wie Kopfschmerz etc. einer (nicht standardisierten) MRT unterzogen hatten, waren MS-verdächtige Läsionen der weißen Substanz (White matter, WM) entdeckt worden (Definition siehe Liste RIS-Kriterien). Weitere MRT-Scans (1–10) konnten bei 41 Patienten über durchschnittlich 2,7 Jahre ausgewertet werden. Bei 30 Patienten konnten die klinischen Befunde über bis zu zehn Jahre nachverfolgt werden.

Bei diesen anfänglich zumeist vollkommen asymptomatischen Personen ergab die Längsschnittuntersuchung bei 24 (von 41) Personen (59%) eine „radiologische Progression“, definiert als neue Läsionen in der T2-gewichteten MRT bzw. Vergrößerung bestehender Herde oder neue Komtrastmittel(KM)-Anreicherung). Bei zehn (von 30 nachuntersuchten) Teilnehmern (30%) kam es zu einer Konversion zu einem CIS oder einer klinisch gesicherten MS. Das Intervall bis dahin betrug durchschnittlich 5,4 Jahre (1–9,8 Jahre).

Für das MS-MRT-Kriterium „zeitliche Dissemination“ der Läsionen war das Vorliegen KM-anreichernder Läsionen im ersten Scan ein signifikanter prädiktiver Faktor (Hazard Ratio: 3,4; p = 0,01). Andere Variablen wie Alter bei der RIS-Feststellung, Geschlecht, Ethnie und Liquor-Befund erwiesen sich der Regressionsanalyse zufolge nicht als prädiktiv für die festgestellte Progression.

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Fazit
?! Diese kleine Studie spricht dafür, dass es bei Menschen mit MS-verdächtigen WM-Läsionen mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Fortschreiten kommt – schneller und häufiger nach radiologischen, seltener und langsamer nach klinischen Kriterien. Das postulierte RIS scheint demnach in nicht wenigen Fällen ein Vorstadium des CIS oder einer MS zu sein. Die genauere Einschätzung der Konversionsrisiken bleibt nun größeren Untersuchungen vorbehalten. In einer bereits laufenden Studie wird zu diesem Zweck ein standardisiertes Protokoll mit hoch auflösendem 3,0 Tesla-MRT eingesetzt.

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