Nach der Übernahme der Regierungsgewalt durch den sozialistischen Hugo Chavez 1998 nahm das Gesundheitssystem einen unglaublichen Aufschwung. Der Weltbank zufolge stieg die Lebenserwartung von 71,8 auf 74,1 Jahre, die Kindersterblichkeit sank (bis 2013) von 26,7 auf 14,6 pro 1000 Lebendgeburten. Diese auf der Basis hoher Ölpreise mögliche Politik geriet ab 2008 in große Schwierigkeiten, primär durch den Ölpreisverfall, aber auch durch US-Sanktionen, Fernbleiben ausländischer Investoren, Wechselkursanpassung und anderes. So gingen die staatlichen Gesundheitsausgaben von 9,1% in 2010 auf 5,8% in 2014 zurück.
Der letzte Bericht des Gesundheitsministeriums 2016 ergab einen Anstieg der Mütter- und Kindersterblichkeit um 65% bzw. 30%. Die schon weitreichend kontrollierte Malaria und andere Infektionskrankheiten wie Diphtherie flammen wieder auf. Einer nationalen Umfrage in 2018 zufolge arbeiten die meisten Krankenhauslabore nur noch zeitweise oder gar nicht mehr, 14% aller Intensivstationen wurden geschlossen. Es fehlt an den basalen medizinischen Ausrüstungen. Offenbar müssen Venezolaner inzwischen – auch aufgrund der Embargos – Medikamente, Op-Material und Nahrungsmittel in die Klinik mitbringen. In Privatpraxen wird mit US-Dollar bezahlt, über die die breite Bevölkerung natürlich nicht verfügt.
Der seit 2013 regierende, jüngst wiedergewählte Staatspräsident Sozialist Nicolás Maduro, leugnet die Krise und wies zahlreiche Hilfsangebote (auch von der UN) zurück. Nach der Wahl hat US-Präsident Donald Trump per Dekret die Sanktionen gegen Venezuela weiter verschärft. Bundesaußenminister Heiko Maas fordert die Verantwortlichen auf, „endlich humanitäre Hilfe ins Land zu lassen“. HL