Neuro-Depesche 7-8/2022

CBD-Versuch bei schwerer refraktärer Epilepsie sinnvoll

In einer retrospektiven Kohortenstudie der pädiatrischen Abteilung des dänischen Epilepsie-Krankenhauses Filadelfia werden die Erfahrungen mit Cannabidiol (CBD) bei Kindern und jungen Erwachsenen mit schweren therapierefraktären Epilepsien gebündelt. Danach können auch Patienten mit anderen Epilepsie-Syndromen als dem Dravet-Syndrom (DS) und dem Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) von der CBD-Therapie profitieren.
Zwischen 2016 und 2019 wurden in dem dänischen Zentrum 78 Patienten Off-label mit CBD-Öl (300 mg/ml) behandelt. Diese Patienten waren mindestens zwei Jahre alt, litten unter motorischen Anfällen und hatten zuvor auf mehrere Antiepileptika nicht ausreichend angesprochen. 15 Patienten hatten eine DS/ LGS-Diagnose und 62 andere Diagnosen. Von 51 lagen Registerdaten zur Anfallshäufigkeit vor. Die Follow-up-Dauer betrug drei bis 36, median 15,2 Monate.
 
Anfallsreduktion über bis zu zwei Jahre
Nach dreimonatiger Therapie mit CBD zeigten unter den 51 Patienten 31,4 % eine Anfallsreduktion ≥ 50 % nach drei Monaten, 31,1 % nach sechs Monaten, 28,1 % nach 12 Monaten und 20,0 % nach 24 Monaten. Ein „gewisses Maß“ an Anfallsreduktion zeigten nach drei, sechs, 12 und 24 Monaten 68,6 %, 57,8 %, 46,9 % bzw. 20,0 % der Patienten. Durch die gleichzeitige Gabe von Clobazam (CLB) konnte die Anfallskontrolle noch einmal deutlich verbessert werden: Nach drei Monaten hatten 40,0 % vs. 25,8 % eine ≥ 50 %ige Anfallsreduktion (p > 0.05) und nach 12 Monaten 35,7 % vs. 22,2 % (p > 0,05).
Unter den DS- und LGS-Patienten wurde nach dreimonatiger CBD-Gabe bei 70,0 % eine Anfallsreduktion von ≥ 50 % erreicht, unter den Patienten mit anderen Epilepsien jedoch nur bei 22,0 % (p < 0,05). Allerdings wurde ein „gewisses Maß“ an Anfallsreduktion nach drei Monaten bei einem annähernd vergleichbaren hohen Anteil von 80,0 % bzw. 65,9 % der Patienten beobachtet.
Patienten mit CLB-Co-Medikation hatten im übrigen ein deutlich höheres Risiko für Nebenwirkungen wie Fatigue, Verschlechterung von Verhaltensstörungen und für neu auftretende Anfallsarten (p < 0,05). HL
Fazit
Aller Einschränkungen einer retrospektiven Studie eingedenk erscheint diesen dänischen Daten zufolge Cannabidiol (CBD) bei Kindern und jungen Erwachsenen mit schwerer refraktärer Epilepsie auch jenseits eines Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndroms als eine sinnvolle Theraniesoption, ggf ergänzt durch Clobazam. Unter CBD bedarf es eines sorgfältigen Monitorings, um das Cannabinoid bei Unwirksamkeit auszuschleichen.
Quelle: Zilmer M, Olofsson K: Cannabidiol treatment of severe refractory epilepsy in children and young adults. Dan Med J. 2021; 68(5): A07200527

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