Wie Prof. Ralf Gold, Bochum, ausführte, stellen die Beta-Interferone auch angesichts oraler MS-Medikamente und hochwirksamer Antikörper-Präparate heute noch für viele Patienten eine wertvolle Behandlungsoption dar. „Wir sehen heute viel mildere Verläufe als früher“, sagte der Neurologe und empfahl: „Wenn Sie Interferone einsetzen, dann möglichst hochdosiert.“
Für das 1998 hierzulande zugelassene IFNβ-1a (s.c.), das mit 44 µg hochdosiert und mit 3 x wöchentlich hochfrequent verabreicht wird, liegen Erfahrungen über mehr als 1,9 Mio Patientenjahre vor, die ein gut charakterisiertes Langzeitsicherheitsprofil belegen: Es gibt keine bekannten Fälle einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), und es besteht weder ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen noch für maligne Neubildungen. IFNβ-1a (s.c.) ist auch bei der sekundär progressiven MS (SPMS) mit überlagernden Schüben zugelassen und kann nach Nutzen-Risiko-Abwägung sogar in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
„Überraschende Ergebnisse“, so Gold, zeigten sich für mehrere Aspekte der MS-Therapie: So wirkt IFNβ-1a (3 x 44 µg/Woche s.c.) nicht nur auf die von Schüben abhängige klinische Progression (Relapse associated Progression, RAW) bzw. die Behinderungszunahme in einem ähnlichen Maß wie der Anti-CD-20-Antikörper Ocrelizumab, sondern auch auf die immer stärker beachtete, von der Schubaktivität unabhängige Progression (Progression Independent of Relapse Activity, PIRA). Studien haben gezeigt, dass die schon ab Erkrankungsbeginn vorhandene PIRA stärker als die RAW der dominierende Treiber der Krankheitsverschlechterung bei MS-Patienten ist – sowohl beim Klinisch isolierten Syndrom (KIS) und der RRMS als auch bei den primär und sekundär progressiven MS-Formen (SPMS, PPMS).
IFNβ-1a (s.c.) ist darüber hinaus von Anfang an und stadienübergreifend anhaltend wirksam, so Gold. Dies zeigen u.a. die prozentualen Anteile der Teilnehmer der OPERA-I/II-Studien, die den Status 'No Evidence of Disease Activity' (NEDA) erreichten, berichtete der Experte. Dies gilt auch für die Effekte auf die Behinderungsprogression über zwei Jahre, die im Head-to-head-Vergleich unter IFNβ-1a (3 x 44 µg/Woche s.c.) vergleichbar stark ausfielen wie unter dem Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab (89% vs. 92% ohne eine nach sechs Monaten bestätigte Behinderungszunahme, 6mCDW) und unter Ocrelizumab (90% vs. 93% ohne 6mCDW).
Anhand der vorliegenden Langzeitsicherheits- und -wirksamkeitsdaten empfahl Gold, dass das Therapieschema mit IFNß-1a (s.c.) bei „gut eingestellten, stabilen Patienten beibehalten werden sollte“.
Für die MS-Therapie mit dem RebiSmart® hatten frühere Studien über drei Jahre eine sehr hohe Adhärenz von > 90% gezeigt. Die neue Version 3.0 weist mit einstellbarer Injektionstiefe und -geschwindigkeit, versteckter Nadel etc. sowie der Aufzeichnung der Injektionsdaten die bewährten Eigenschaften auf. Sie zeichnet sich darüber hinaus aber durch ein modernisiertes, schlankeres Design mit großem Touchscreen und herausnehmbarem Akku sowie die Wahl zwischen 39 Sprachen aus. Der elektronische Autoinjektor wurde von Patienten und Pflegepersonal gegenüber anderen Injektionshilfen bereits positiv bewertet. JL