Komorbidität bei Kokainabhängigen

Neuro-Depesche 11/2008

Besseres Outcome bei anfänglicher Abstinenz

In einer New Yorker Studie wurde untersucht, welchen Einfluss eine komorbide Major Depression oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auf die Behandlungsaussichten von Kokain-abhängigen Menschen haben.

Von 167 kokainabhängigen Patienten, die im Rahmen von Kokainentzugs-Studien (zu Gabapentin, Methylphenidat oder Venlafaxin) Plazebo erhalten hatten, litten 66 an einer Major Depression und 53 an einer ADHS; nur 48 wiesen keine psychiatrischen Begleiterkrankungen auf. Insgesamt war der Therapieerfolg trotz der unterschiedlichen Medikamente etwa gleich: Bei Retentionsraten zwischen 42% und 47% ergaben sich mit 40% bis 50% keine Unterschiede im Anteil der Patienten, deren Urinproben in zwei aufeinanderfolgenden Wochen negativ ausfielen.

Den Regressionsanalysen zufolge stellte sich bei den komorbiden Patienten der Plazebogruppen folgendes Phänomen ein: Patienten mit Major Depression und ADHS hatten im Studienverlauf signifikant häufiger negative Urinproben als die übrigen Patienten, wenn sie schon zu Beginn der Behandlung Kokain-abstinent gewesen waren. Bestand der Kokainkonsum beim Therapiestart dagegen noch, waren ihre Aussichten auf eine Woche ohne positive Urinprobe deutlich geringer als bei den Patienten ohne psychiatrische Begleiterkrankungen.

Ein Erklärungsversuch betrifft die höhere Motivation bei anfänglich drogenfreien Teilnehmern mit Komorbidität, die auch den Plazeboeffekt noch fördert, während beiNicht-Abstinenten eher die Abwärtsspirale verstärkt wird – gerade wenn die Medikation (Plazebo) keine stützende Wirkung entfaltet.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
?! Eine psychiatrische Komorbidität kann die Prognose von Suchtpatienten massiv verschlechtern. In dieser Studie ergab sich bei Kokainabhängigen ein komplexeres Bild: Nur bei jenen Patienten mit Komorbidität, die nicht anfänglich schon abstinent waren, fand sich ein schlechteres Outcome bei der Kokainabstinenz, komorbide Patienten mit anfänglicher Abstinenz scheinen eher zu profitieren als der Durchschnitt. Über die Gründe gibt es nur Spekulationen. Ungeachtet dessen sollte eine gleichzeitige Depression oder ADHS bei der initialen Erstellung eines Therapieplanes unbedingt berücksichtigt werden.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x