Unter einer Wahnbildung leiden etwa 25% aller stationär und 15% aller ambulant behandelten Patienten mit akuter Major-Depression-Episode. Den Vorgaben des DSM IV zufolge scheint der Wahn stets einen schwereren Verlauf zu kennzeichnen. Die Phänomenologie und vor allem die prognostische Bedeutung wahnhafter Episoden wurden jetzt in Neapel prospektiv untersucht.
Bei 452 Patienten mit Major Depression wurden alle zwei Monate die Psychopathological Rating Scale (CPRS) und die Change in Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia (SADS-C) angewendet sowie ein klinisches Interview durchgeführt. Miteinander verglichen wurden dann Patienten mit und ohne Wahn sowie depressive Patienten mit stimmungskongruenten und mit -inkongruenten Wahnsymptomen.
Bei 240 Patienten lag während der Indexepisode keine Wahnsymptomatik vor, bei 89 (19,7%) war nach CPRS mindestens ein klares Wahnsymptom feststellbar. Entgegen den Erwartungen eines stets ungünstigen Einflusses wurden die wahnhaften Episoden tatsächlich aber bei 26,3% als leicht oder mittelschwer – und somit nicht als schwer – beurteilt.
Im Gruppendurchschnitt allerdings bestätigten sich zumindest die kurzfristig unvorteilhaften Effekte: Bei Patienten mit Wahn wurden häufiger antipsychotische Medikamente verordnet (78,7% vs. 11,7%), und die Zeit bis zur Erholung dauerte länger (13,5 vs. 9,5 Wochen) als bei jenen ohne Wahn (jeweils p < 0,001). Zudem war eine wahnhafte Depression mit einer höheren Rate an weiteren depressiven Episoden assoziiert (p < 0,05). Eine bipolare Familienanamnese war ebenfalls häufiger (15,7% vs. 7,1%), ein Switch in Hypomanie oder Manie kam allerdings nicht signifikant häufiger vor.
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