Ältere versus jüngere MS-Studien

Neuro-Depesche 11/2015

Behinderungszunahme wird immer geringer

Um in Studien zur schubförmigen MS Unterschiede in der „natürlichen“ Behinderungszunahme zu identifizieren, wertete ein Team die EDSS-Veränderungen in den Placebo- Gruppen älterer und jüngerer klinischer Studien metaanalytisch aus.

39 Studien mit insgesamt 19 714 MS-Patienten wurden analysiert, Bei den 6947 Teilnehmern unter Placebo nahm der Anteil, die sich im EDSS (z. B. ≥ 1 Punkt) verschlechterten, über die Publikationsjahre signifikant um 31% ab (p < 0,001): Waren es 1990 ca. 30% der Patienten, lag ihr Anteil 2010 nur noch bei ca. 20%.
In der Meta-Regressionsanalyse ließen sich dafür eine größere Teilnehmerzahl und kürzere Studiendauer als Einflussfaktoren identifizieren. Ein EDSS-Progress war mit 13,1% vs. 16,9% im jeweils zweiten Studienjahr deutlich seltener als im ersten Jahr, die Odds Rato um 28% geringer (p = 0,017) – wohlgemerkt in den Placebo- Gruppen. JL
Kommentar

In den letzten beiden Jahrzehnten ist die anfängliche annualisierte Schubrate (ARR) bei MS-Patienten in Studien immer geringer geworden. Wie bei der ARR wird auch bei der MRT-Läsionslast das Phänomen „Regression to the mean“ festgestellt. Nun zeigt diese Untersuchung, dass das offenbar auch auf die EDSS-Progression zutrifft. Dies sollte insbesondere beim Vergleich verschiedener Medikamente aus aktuellen und früheren Studien unbedingt beachtet werden.

Quelle:

Röver C et al.: Changing EDSS progression in placebo cohorts in relapsing MS: a systematic review and meta-regression. PLoS One 2015; 10(9): e0137052 [Epub 1. Sept.; doi: 10.1371/ journal.pone.0137052]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x