NATUR+PHARMAZIE 6-7/2014

AVIE kritisiert Gutachten des Sachverständigenrates

Das Gutachten des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen (SVR) wendet branchen- fremde Kriterien zur Bewertung des Apothekenmarktes an und zieht größtenteils die falschen Schlüsse. Für die Apotheke bedeutet dies mehr Schatten als Licht.

Der SVR proklamiert eine Abschaffung des Fremdbesitzverbotes und eine Aufweichung des Mehrbesitzverbotes, da diese weder unter ordnungspolitischen noch unter Versorgungsaspekten zu rechtfertigen seien. Mit dem erklärten Ziel, Wettbewerb steigern und Preise senken zu wollen, fordert der SVR die Abschaffung eines funktionierenden Systems der inhabergeführten Vor-Ort-Apotheke und propagiert stattdessen die Schaffung eines Oligopols von wenigen großen Kettenbetreibern. Bei AVIE ist man überzeugt, dass Kostensenkungen durch Ketten nur möglich wären, wenn diese Kostenvorteile ermöglichen würden. Diese Rechnung geht jedoch schon im Bereich Personal nicht auf, denn arbeitet ein selbständiger Apotheker sechs Tage in der Woche, um seine Apotheke geöffnet zu halten, benötigen Ketten etwa 20% mehr approbiertes Personal. Auch der Verweis des SVR auf andere Branchen und andere Länder führt in die Irre. So realisieren Handelsketten Kostenvorteile durch Nachfragebündelung beim Einkauf, die allerdings im Falle der Apotheken schon heute von rund 130 Krankenkassen ausgeübt und im großen generischen Markt in Rabattverträgen festgeschrieben werden. In Deutschland stehen schon heute knapp 21.000 Apotheken miteinander im Qualitäts- wettbewerb. Der vom SVR geforderte Preiswettbewerb über eine neue Honorierung ist nicht sachgerecht. Über Preise für verschreibungspflichtige Medikamente Nachfrage zu generieren, so der Vorschlag des SVR, geht völlig an der ärztlichen Verschreibungshoheit und an den Bedürfnissen der Patienten vorbei. „Zudem basiert das vorgeschlagene System aus Apothekenfestspanne (AFS) und apothekenindividueller Handelsspanne (AIH) auf einer Durchschnittsapotheke, die es in der Realität so nicht gibt. Jede Apotheke hat ihre eigene Besonderheiten“, so Dr. Thomas Zenk, Geschäftsführer der Apothekenkooperation AVIE. Positiv hingegen sieht man bei AVIE die Forderung des SVR, Apotheken als „Element der Primärversorgung in eine integrierte Versorgung bzw. sektorübergreifendes Netz“ einzubinden.

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