Komorbidität bei ADHS

Neuro-Depesche 5/2012

Auch hier steht die Therapie mit MPH ganz oben

Bei ungefähr 80% der ADHS-Patienten treten im Laufe der Erkrankung komorbide Störungen auf. So finden sich bei Kindern und Jugendlichen häufig oppositionell-aggressives Verhalten, Teilleis­tungsstörungen oder Autismus. Emotionale Dysregulationen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen sowie Substanzmissbrauch zeigen sich dagegen eher bei Erwachsenen mit ADHS. Als erfolgsversprechend gelten ein multimodaler Ansatz aus psychoedukativen und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen, kombiniert mit einer Pharmakotherapie wie Methylphenidat (MPH).

Wie Prof. Emily Simonoff, Londen, erklärte, kommt ADHS bei Kindern und Jugendlichen mit einem vergleichsweise niedrigen IQ wesentlich häufiger vor, wird jedoch in diesen Gruppen seltener diagnostiziert. Somit bleiben in diesen Kollektiven viele Patienten unbehandelt. Grund hierfür könnte laut Simonoff das sog. „Diagnostic overshadowing“ sein, also die fälschliche Zuordnung der Verhaltensauffälligkeiten zu den Lernschwierigkeiten der betroffenen Kinder. Wie die Expertin weiter ausführte, „gibt es klare Beweise für die Effektivität einer medikamentösen Therapie mit Methylphenidat. Diese könnte jedoch geringer sein als bei Kindern und Jugendlichen mit durchschnittlicher Intelligenz“.

Prof. Michael Huss, Mainz, führte aus, dass Kinder mit ADHS ein deutlich erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch in der Jugend und im Erwachsenenalter aufweisen. Und umgekehrt ist bei vielen Patienten mit Substanzmissbrauch eine ADHS in der Kindheit festzustellen. Hier gilt es, dass dem Beginn der Therapie mit Methylphenidat unbedingt eine Abstinenz vom Suchtmittel erreicht werden muss. Eine besondere Rolle spielt hier retardiertes Methylphenidat: Durch die verzögerte Freisetzung und das langsame Anfluten im Gehirn resultiert ein deutlich geringeres Missbrauchspotential.

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