Erstmals berichtet

Neuro-Depesche 7-8/2022

AQP4-positive NMOSD nach mRNA-Impfung

Manifestationen bzw. Exazerbationen demyelinisierender ZNS-Erkrankungen nach COVID-19-Impfungen gewinnen zunehmend an Aufmerksamkeit. Jetzt wurde der erste Fall einer Aquaporin-4-Antikörper (AQP4)-positiven NMOSD nach Immunisierung mit einem mRNA-Impfstoff berichtet.
Bei einer 68-Jährigen wurde in den 1980er Jahren eine MS diagnostiziert und nie immunmodulatorisch behandelt. Seit einem Schub litt sie seit 40 Jahren unter leichten residualen Paraparese-Bechwerden. Nach einer Impfung gegen Tetanus und Pneumokokken im April 2021 verschlechterte sich die Paraparese kurzzeitig.
Am 5. Mai 2021, 23 Tage nach der Immunisierung mit dem mRNA-Impfstoff von Pfizer-BioNTech, stellte sich die Frau mit einer schweren, schnell fortschreitenden sensomotorischen Paraparese und weitgehendem Verlust der Blasen- und Darmkontrolle vor. Der EDSS der nicht mehr gehfähigen Patientin betrug 7,0.
Die Bildgebung ergab u. a. eine akute longitudinal ausgedehnte transversale Myelitis (LETM) über drei Wirbelkörpersegmente (C3 - C5), die mit der klinischen Symptomatik korrelierte. Mit dem Nachweis von AQP4-Antikörpern sowohl im Serum als auch im Liquor erfolgte die Diagnose einer AQP4-Ak-positiven NMOSD.
Die Akutbehandlung erfolgte mit i.v.-Kortikosteroiden über fünf Tage und sieben Plasmapheresen, die die Symptomatik nur leicht besserte (EDSS blieb bei 7,0). Im Weiteren wurde sie erst mit Eculizumab, dann mit Satralizumab behandelt. HL
Fazit
Bisher wurden zwei Fälle von AQP4-Akpositiver NMOSD nach Immunisierung mit COVID-19-Vektorimpfstoffen gemeldet. Jetzt kommt ein Fall nach Immunisierung mit einem mRNA-Impfstoff hinzu. Die pathogenen Mechanismen der Impfung (oder der Infektion selbst) dieser – sehr seltenen – neurologischen Komplikation sind unbekannt.

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