Fünfjahresverlauf bei früher MS

Neuro-Depesche 4/2011

Anfängliche Ventrikelvergrößerung prädiziert die Behinderungszunahme

An der Ruhr-Universität Bochum wurden bei MS-Patienten in frühen Krankheitsstadien verschiedene MRT-Parameter auf ihre prognostische Bedeutung für den mittelfristigen MS-Verlauf untersucht. Die zunehmende Vergrößerung der Ventrikel war der beste Marker für den Behinderungsgrad drei Jahre später.

Eingeschlossen und nach zwei sowie 5,5 Jahren klinisch und anhand verschiedener MRT-Parameter nachbeobachtet wurden 54 neu diagnostizierte MS-Patienten. Primäres Outcome-Maß war die Zunahme der Behinderung ≥ 1 Punkt auf der Expanded Disability Status Scale (EDSS) zum Fünfjahreszeitpunkt.

Bei 29 der 54 Patienten hatte sich nach zwei Jahren eine Behinderungsprogression eingestellt. Bei ihnen war die annualisierte prozentuale Veränderung des Ventrikelvolumens (aPVVC) in diesem Zeitraum signifikant höher als bei den stabilen Patienten (median 4,76 vs. 3,23%; p = 0,02). Die logis­­tische Regressionsanalyse ergab, dass die aPVVC auch der einzige MRT-Marker war, der die EDSS-Progression nach 5,5 Jahren unabhängig prädizierte (OR: 1,17; 95%-KI: 1,02 – 1,35). Sie stand auch in enger Beziehung zur späteren Entwicklung hypointenser T1-Läsionen. Entgegen der ursprüngliche Erwartung zeigte die eigentliche Hirnatrophie, ausgedrückt als annualisierte prozentuale Veränderung des Hirnvolumens (aPBVC), keinen besseren prädiktiven Wert.

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Fazit
?! Bislang wird die Hirnatrophierate bei MS-Patienten weithin als Prädiktor der kumulativen Behinderungszunahme angesehen. Dieser Studie zufolge stellt sich aber die Ventrikelvergrößerung in den ersten zwei Jahren als der aussagekräftigere MRT-Marker für die EDSS-Zunahme über die nächsten drei Erkrankungsjahre dar als die Atrophie der Hirnsubstanz oder die Läsionslast zu Baseline. Die Autoren charakterisieren die frühe Ventrikelvolumenzunahme somit als biologisch plausiblen, aussichtsreichen Surrogatmarker, der sich allerdings in weiteren Studien erst bewähren muss.

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