Therapieabbrüche bei Angststörungen

Neuro-Depesche 12/2011

An den Überzeugungen und Erwartungen des Patienten arbeiten

Für Patienten mit Angststörungen existieren wirksame Behandlungen, doch die Adhärenz stellt oft ein großes Problem dar. So brechen z. B. bis zu 85% der Patienten mit einer sozialen Phobie die Behandlung ab. In einer Metaanalyse wurde jetzt versucht, Faktoren zu identifizieren, die mit einer besonders schlechten Therapietreue einhergehen. Neben soziodemographischen und klinischen Variablen wurde auch komorbide Erkrankungen sowie Einstellungen und Erwartungen untersucht.

Von mehr als 900 Publikationen zum Thema Non-Compliance bei verschiedenenen Angststörungen (vor 2010) wurden schließlich 16 für die Metaanalyse herangezogen, darunter zwölf zur psychotherapeutischen Behandlung (zumeist CBT), acht zur medikamentöser (zumeist SSRI) und drei zur kombinierten Therapie.

Zahlreiche in Frage stehende demographische Variablen wiesen einen nur schwachen Einfluss auf, nicht zuletzt weil der Einfluss dieser Patientenmerkmale auf die Adhärenz nur in wenige Studien untersucht wurde. So scheinen ältere Patienten eher non-compliant als Jüngere. Frauen brachen in einer Studie die Kognitive Verhaltenstherapie öfter ab als Männer. Patienten mit höherem Bildungsniveau waren in einer Studie adhärenter, in der multivarianten Analyse dieser Daten war dies allerdings ohne statistische Signifikanz. Der Einfluss des sozioökonomischen Status fiel in verschiedenen Untersuchungen unterschiedlich aus.

Bei Betrachtung klinischer Variablen fand sich in vier Studien eine geringfügig höhere Therapietreue bei Patienten mit Komorbidität; etwa wenn neben der Angststörung noch eine Depression bestand. Allerdings lagen auch dazu Studien mit konträren Ergebnissen vor.

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Fazit
?! In dieser Metaanalyse von 16 Studien fanden sich leider keine konsis-tenten Faktoren für die Non-Compliance von Patienten mit Angststörungen, wenn man soziale oder klinische Faktoren betrachtet. Dies geht u. a. auf die große Heterogenität der Studien zurück. Ein wichtiger Ansatzpunkt scheinen jedoch die Überzeugungen und Erwartungen zu sein, die die Patienten von ihrer Erkrankung und Therapie haben. Negative Kognitionen sind unbedingt vor Behandlungsbeginn abzufragen, sie sollten in die ärztlichen Überlegungen einbezogen bzw. nach Möglichkeit gezielt verändert werden.

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