Bei 344 Patienten mit akuter Innenohrschwerhörigkeit lag die Prävalenz seropositiver Befunde (IgG: 15,7%; IgM: 4,7%) leicht über der in der Allgemeinbevölkerung. In der Gruppe der Erkrankten mit erhöhten IgM-Titern (als Hinweis auf eine frische Infektion) fanden sich gegenüber den IgG-Positiven tendenziell häufiger Hörverluste bis 1 kHz. Mit 83% vs. 60% signifikant häufiger war bei den Seropositiven ein Tinnitus. Bei den 66 Patienten mit isoliertem akutem peripherem Vestibularisausfall lagen die Nachweisraten (IgG: 18,2%; IgM: 1,5%) über bzw. in dem Rahmen der Zahlen klinisch Gesunder. Bei beiden Krankheiten unterschieden sich seropositive und seronegative Erkrankte in den neurootologischen Befunden nicht wesentlich voneinander. Ein Zeckenbiss konnte nur in Einzelfällen eruiert werden. Der Verlust tiefer Frequenzen kann in Verbindung mit positivem Serumtiter also gelegentlich auf eine Borreliose als Ursache des Hörverlusts hinweisen. In diesen Fällen lohnt ein Therapieversuch mit Doxycyclin oder Cefuroxim. Bei Vestibularisentzündung sollte eine Neuroborreliose durch Lumbalpunktion ausgeschlossen werden. Empfohlen wird eine zweistufige Diagnostik mit ELISA und Western-Blot. (MC)
Serologische Befunde
Neuro-Depesche 9/2004
Akuter Hörverlust durch Borreliose?
Seit langem wird angenommen, dass die Lyme-Borreliose auch eine akute Innenohrschwerhörigkeit und einen akuten peripheren isolierten Vestibularisausfall verursachen kann. Ist die serologische Diagnostik sinnvoll?
Quelle: Walther, LE: Die Lyme-Borreliose - eine Ursache für "Hörsturz" und "Vestibularisausfall"?, Zeitschrift: LARYNGO- RHINO- OTOLOGIE, Ausgabe 82 (2003), Seiten: 249-257