Für Migräne-Patienten, die eine Prophy laxe benötigen, „bestehen nach wie vor große Versorgungslücken“, schilderte Dr. Heike Israel-Willner, Berlin. Viele Patienten brechen die Therapie ab, weil die konventionellen Medikamente nicht ausreichend wirksam oder schlecht verträglich sind, so die niedergelassene Neurologin.
Vor diesem Hintergrund wurden Erenumab (1 x monatl. s.c.) und orales Topiramat (50 - 100 mg/d) in der randomisierten, doppelblinden Phase-IV-Studie HER-MES bei 777 Erwachsenen mit ≥ 4 Migräne-Tagen pro Monat (MMD) ‚headto- head‘ miteinander verglichen. Die Teilnehmer hatten zuvor bis zu drei prophylaktische Therapien durchlaufen. Topiramat wurde als Komparator gewählt, weil es das einzige Standard-of-Care (SoC)- Prophylaktikum ist, für das Daten zur episodischen und zur chronischen Migräne existieren, so Prof. Stefan Evers, Coppenbrügge.
Nach 24 Wochen war Erenumab Topiramat sowohl in der Verträglichkeit als auch der Wirksamkeit deutlich überlegen: Innerhalb der sechs Monate brachen die Behandlung wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) nur 10,6 % der Patienten in der Erenumab- aber 38,9 % in der Topiramat-Gruppe ab (p < 0,001). Mit 55,4 % vs. 31,2 % erzielten auch mehr Patienten unter Erenumab eine Reduktion ihrer MMD um ≥ 50 % (p < 0,001).
Diese Resultate, die „wichtige Erkenntnisse für eine Therapieentscheidung liefern“, so Evers, wurden in der prospektiven randomisierten Phase-IV-Studie APPRAISE (n = 621) bestätigt: Über 12 Monate erreichten 56,2 % der Erenumab-Behandelten den kombinierten Endpunkt (Verbleib auf der initialen Therapie plus MMD-Reduktion ≥ 50 %) vs. 16,8 % der SoC-Gruppe (p < 0,0001). UAW-bedingt brachen 2,9 % vs. 23,3% die Therapie vorzeitig ab. Da Erenumab vom G-BA ein beträchtlicher Zusatznutzen attestiert wurde, ist es unabhängig von Art und Zahl der Vortherapien bei Erwachsenen mit ≥ 4 MMD erstattungsfähig. Das bedeutet, betonte Evers, „dass Ärzt:innen ihre Behandlungsfreiheit flexibler wahrnehmen können“. JL