Aktuelle Schmerztherapie-Optionen: Wann ist medizinisches Cannabis indiziert?
Der in diesem Jahr ausschließlich online durchgeführte Deutsche Schmerz- und Palliativtag stand unter dem Motto „Sorgen und Versorgen: Schmerzmedizin konkret“. Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) hat knapp 3.500 Besucher angezogen, die 75 Sitzungen und 165 Vorträge von 94 Referenten besuchten. Hier einige der Themen – im Rahmen dieses ND-Fokus bevorzugt zu medizinischem Cannabis in der Schmerz- und Palliativtherapie.
Neue Praxisleitlinie der DGS: Cannabis in der Schmerzmedizin
Die Neufassung der DGS-Praxisleitlinie Cannabis steht aktuell zur Kommentierung unter https://dgs-praxisleitlinien.de/cannabis, ist also noch nicht final. Aus dem Entwurf stellte DGS- und Kongresspräsident Johannes Horlemann, Kevelaer, einige wichtige Aspekte dar. Danach sind Cannabinoide vor allem bei neuropathischem Schmerz eine Option, wenn Standardtherapien erschöpft oder unverträglich sind (Evidenzgrad A). Dies gilt auch für den chronischen Schmerz sowie die palliative Symptomvielfalt und den Tumor-Schmerz. Für die Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV) stellen Cannabinoide eine Erst- oder Zweitlinienoption dar (mangels neuer Studien weiterhin mit Evidenzgrad B). Für das Fibromyalgie-Syndrom ist die Evidenzlage weiterhin unsicher. Bei den (umstrittenen) psychiatrischen Indikationen wie Angst, Depression, ADHS etc. besteht keine Evidenzgrundlage (Grad C), Cannabinoide werden derzeit nicht empfohlen. Dies gilt auch für die Migräne.
Urheberrecht:
Bild: © DGS/Carlucci