Älterer Herr mit irritiertem Gesichtsausdruck greift sich an die Schläfe.

Deutsches Epilepsie-Zentrum

Neuro-Depesche 11-12/2023

Wie groß ist die Demenzgefahr?

Während kognitive Beeinträchtigungen bei Patienten mit langjähriger Epilepsie häufig sind, ist die Prävalenz einer manifesten Demenz nicht genau bekannt. An der Klinik und Poliklinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn wurde diese jetzt anhand von mehr als 40.000 Arztbriefen konsekutiv behandelten Patienten näher untersucht.

In 40.360 Arztbriefen von Epilepsie-Patienten wurden bei 513 (56 % Männer) demenzbezogene Begriffe gefunden. Bei 12,7 % der Fälle wurde eine Demenzdiagnose gestellt, bei 6,6 % bestand der Verdacht auf eine Demenz, und 4,9 % hatten eine leichte kognitive Beeinträchtigung (6,6 % wiesen andere neurodegenerative Erkrankungen ohne eine Demenz auf ).

Demenzprävalenz und Risikofaktoren

Unter Berücksichtigung aller 40.360 Patienten lag die Prävalenz einer diagnostizierten oder vermuteten Demenz lediglich bei 0,25 %. Signifikant (je p < 0,00,1) erhöht war die Demenzwahrscheinlichkeit bei einem Alter ≥ 60 Jahre (31,1 % vs. 6,8 %; Odds Ratio [OR]: 6,1; 95 %-KI: 3,5 - 10,7) und bei einer nach dem 60. Lebensjahr begonnenen Epilepsie (37,0 %vs. 16,9 %; OR: 2,9; 95 %-KI: 1,7 - 4,7). Dies traf nicht auf eine längere Epilepsie-Dauer zu (p = 0,45). Häufigste komorbide Befunde der Betroffenen waren Bluthochdruck (33 %), Depression (19 %), Schlaganfall (16 %) und Hirnatrophie (15 %). Die Zusammenhänge mit der Demenz wurden nicht berechnet.

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Fazit
Diese Bonner Daten sprechen für eine eher geringe Prävalenz von Demenzen bei Epilepsie-Patienten. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind jedoch unter dem Licht klarer Einschränkungen zu betrachten: Aufgrund der Erhebungsmethode, aber vor allem aufgrund eines Selektionsbias an dieser hochspezialisierten Einrichtung könnte eine Demenz im Behandlungsalltag häufiger sein. Behandelnde Ärzte sollten beachten, dass das Demenzrisiko bei älteren Menschen, bei spät auftretenden Epilepsien und bei Vorliegen komorbider Risikofaktoren höher ist. Daneben können Krampfanfälle auch ein Frühsymptom neurodegenerativer Erkrankungen sein.
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