Pflegende Angehörige Demenzkranker

Neuro-Depesche 4/2015

Ist die Internet-basierte Hilfe „Mastery over Dementia" wirksam?

Zertifizierte Fortbildung

Da pflegende Familienangehörige oft psychisch erkranken, fordert die WHO für diese Menschen wirksame und kosteneffektive Maßnahmen. In einer randomisierten kontrollierten Studie prüften niederländische Forscher nun, was sich mit der Internet-basierten Intervention „Mastery over Dementia“ (MoD) für diese belastete Personengruppe erreichen lässt.

251 pflegende Angehörige von Demenzkranken im Alter von 26 bis 87 Jahren in den Niederlanden nahmen teil. Nahezu alle waren Ehegatten oder Kinder, mehrheitlich Frauen (69,4%) und lebten zumeist mit dem Erkrankten unter einem Dach. Das Bildungsniveau war breit gestreut, fast die Hälfte besaß einen Bachelor- oder höheren Abschluss.
Die Teilnehmer wurden zu zwei Gruppen randomisiert: 149 beteiligten sich an der Internet- basierten Intervention MoD (acht Sitzungen und eine Booster-Sitzung mit Psychoedukation, CBT-orientierten Ansätzen, Coping-Strategien etc.), und 96 erhielten eine minimale Unterstützung in Form eines zugesendeten „e-Bulletins“ mit praktischen Tipps zum Umgang mit den Demenzpatienten. 60,4% bzw. 88,5% der Angehörigen nahmen durchgängig teil.
Ebenfalls via Internet wurden die Wirksamkeitsendpunkte abgefragt: Depressive Symptome nach der Skala Center for Epidemiologic Studies Depression (CES-D) und Angstsymptome nach der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-A). Danach litten 53,5% bzw. 52,7% unter einer relevanten Depressions- bzw. Angstsymptomatik.
Die auf Basisvariablen wie anfängliche Symptomschwere und Funktionsniveau des betreuten Demenzpatienten adjustierte Regressionsanalyse ergab, dass eine depressive oder Angstsymptomatik in der MoD-Gruppe ein halbes Jahr nach der Intervention jeweils signifikant seltener war als zu Anfang. Der CES-D-Score war von durchschnittlich 18,23 auf 14,92 gesunken (p = 0,034), der HADS-A-Score von 8,24 auf 6,23 (p = 0,007), während sich die entsprechenden Werte in der Kontrollgruppe leicht verschlechterten oder geringfügig verbesserten (CES-D: von 16,27 auf 16,85; HADS-A: von 7,75 auf 7,25). Auch der Unterscheid zwischen den beiden Gruppen war signifikant (p = 0,002 bzw. 0,0023).
Die errechneten Effektstärken des MoD-Programms waren für die Depressivität klein (Cohen’s d: 0,26) und für die Angst mittelgroß (0,48), in der Kontrollgruppe lagen die entsprechenden Werte bei -0,04 bzw. 0,13. JL
KOMMENTAR

„Mastery over Dementia“ reduzierte bei pflegenden Angehörigen von Demenzkranken wirksam die Depressivität und Ängstlichkeit. Derartige zeitgemäße, leicht zugängliche und vor allem ressourcenschonende Programme sollten näher auf Anwendbarkeit und Effektivität untersucht werden. Aufgrund der sich ausbreitenden Internetnutzung wäre sicher mit einem guten Zulauf zu rechnen. Bedenklich war hier der hohe Abbrecheranteil in der MoD-Gruppe von fast 40%.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Blom MM et al.: Effectiveness of an internet intervention for family caregivers of people with dementia: results of a randomized controlled trial. PLoS One 2015; 10(2): e0116622. [Epub ahead of print 13. Feb. 2015; doi:

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