Es wird zunehmend daran gezweifelt, dass die herkömmlichen Outcome-Parameter – Reduktion von Schubrate, Behinderungsprogression nach EDSS und Akutläsionen in der Bildgebung – zur adäquaten Erfassung von Verlauf und Therapieerfolg bei der MS ausreichen. Das erweiterte Konzept NEDA ist dem Experten-Panel zufolge noch nicht eindeutig definiert bzw. nicht allgemein akzeptiert – es sollte unbedingt zusätzlich neuropsychologische Aspekte und die Lebensqualität beinhalten.
Um diese Parameter der Vergleichbarkeit und Kosteneffizienz halber zu standardisieren wird ein multifaktorielles Multiple Sclerosis Decision Model (MSDM) vorgestellt, das vier Domänen umfasst. Beurteilt werden dabei
a) Schübe nach ihrer Schwere, Residuen und Frequenz
b) die Behinderungsprogression mit dem modifizierten Multiple Sclerosis Functional Composite (MSFC), dem 9-Hole Peg Test (9HPT) zur Prüfung der Feinmotorik, dem Time to 25-Foot Walk (T25FW) zur Gehfähigkeit, dem Low Contrast Sloan Letter Chart (LCSLC) zur Sehschärfe und – als Ersatz für den PASAT-3 – dem Symbol Digit Modalities Test (SDMT) zur Kognition
c) die MRT-Aktivität anhand jeder Gadolinium- anreichernden Läsion oder jeder neuen oder vergrößerten T2-Läsion ohne Gd-Anreicherung
d) die Neuropsychologie mit den Komponenten Fatigue (Fatigue Scale for Motor and Cognitive Functions; FSMC), Depression und Angst (jeweils nach der Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS) und Lebensqualität (Multiple Sclerosis Impact Scale, MSIS-29).
Aus der Vergabe diverser MSDM-Punkte ergibt sich – für jede Domäne und für die Gesamtbeurteilung – ein klassisches Ampelschema, bei dem grün für „Keine Veränderung: kein Handlungsbedarf“, gelb für „Leichte Veränderungen: baldige Überprüfung“ und rot für „Deutliche Veränderungen: Therapieoptimierung erwägen“ steht.
Der Nutzen einer Implementierung dieses MSDM zu der NEDA für eine frühzeitige Therapieoptimierung und ein besseres Patienten- Outcome muss in prospektiven Studien untersucht werden. JL
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