fMRT-Studie zur Temporallappenepilepsie

Neuro-Depesche 4/2022

Neurale Korrelate der iktalen Panik

Zertifizierte Fortbildung

Einige Patienten mit Temporallappenepilepsie (TLE) leiden unter einer iktalen Panik, die mit einer Attacke bei Panikstörung verwechselt werden kann. Jetzt wurde bei den Betroffenen eine funktionelle MRT im resting state (rs-fMRT) durchgeführt, um lokale Hirnanomalien und neurophysiologische Marker der Angst zu identifizieren.

TL-Strukturen wie Amygdala, Hippocampus, Parahippocampus und perirhinale Kortizes sind wichtige Bestandteile der Angstschaltkreise im Gehirn. Ihre lokale Konnektivität könnte durch die epileptische Anfallsaktivität der TLE-Patienten in Mitleidenschaft gezogen werden.
Um funktionelle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen iktaler Panik und klassischen Panikattacken zu untersuchen, unterzogen sich 29 Patienten mit TLE ohne iktale Panik (IP), 12 mit IP (TLE-IP) und 30 alters- und geschlechtsangepasste gesunde Kontrollen der rs-fMRT. Als Marker funktioneller Anomalien wurden fALFF, ReHo und DC (s. Textkasten re.) zwischen den drei Gruppen verglichen. Die rs-fMRT-Befunde wurden mit klinischen, physiologischen und neuropsychologischen Merkmalen der Teilnehmer abgeglichen.
 
Klinische Merkmale
Weder in Alter und Geschlecht noch im Bildungsniveau oder in den Scores des Montreal Cognitive Assessment (MOCA) und der Hamilton Anxiety Scale (HAMA) bestanden zwischen der TLE- und der TLE-IP-Gruppe signifikante Unterschiede.
Alle Anfallsfoki der TLE-IP-Patienten befanden sich rechtsseitig. Ihre IP-Attacken waren stets < 2 min, die meisten sogar < 1 min. Zwischen der IP-Dauer und den HAMA-Scores bestanden keine signifikanten Korrelationen (p = 0,659). Zusätzlich zur Angst traten während der IP häufig Symptome wie Übelkeit, Palpitationen, aufsteigende epigastrische Missempfindungen und Dyspnoe auf.
 
ReHO und DC auffällig
Im Vergleich zur Gruppe der Gesunden war der ReHo-Wert in der TLE-IP-Gruppe im rechten mittleren Frontalgyrus signifikant verringert (Voxellevel p < 0,005, Clusterlevel p < 0,05). Der DC-Wert war bei den TLE-IP-Patienten im linken Gyrus temporalis medialis nicht nur signifikant höher als bei den Gesunden, sondern auch als in der TLE-Gruppe (Voxellevel p < 0,005, Clusterlevel p < 0,05). Die fALFF unterschied sich zwischen Gesunden und Patienten in keiner Region signifikant.
Die verringerte ReHo bei TLE-IP-Patienten deutet auf eine mangelhafte Aktivierung des dorsolateralen Präfrontalkortex hin, die erhöhte DC auf eine erhöhte funktionelle Konnektivität im Angstschaltkreis. JL
Fazit

Drei wichtige Parameter der regionalen Netzwerkdynamik in der rs-fMRT sind die fraktionale Amplitude der Niederfrequenzfluktuation (fALFF), die regionale Homogenität (ReHo) und der Degree of Centrality (DC). fALFF definiert die Aktivitätsintensität eines einzelnen Voxels. ReHo beschreibt die Wichtigkeit eines Voxels unter benachbarten Voxeln und DC seine Bedeutung im gesamten Gehirn. Mit diesen drei rs-MRT-Metriken zusammen können regionale Hirnauffälligkeiten sensitiv detektiert werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Chang W et al.: The local neural markers of MRI in patients with temporal lobe epilepsy presenting ictal panic: A resting .... Epilepsy Behav 2022; 12 [Epub 15. Feb.; doi: 10.1016/j.yebeh.2021.108490]

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