Chronische Allodynie nach HWS-Trauma

Neuro-Depesche 11/2003

Schmerzreduktion durch neueres Antiepileptikum

Zentrale Rückenmarksyndrome können mit erheblichen, therapierefraktären Schmerzen einhergehen. Eine chronische, äußerst schmerzhafte Allodynie konnte mit dem Antiepileptikum Gabapentin erfolgreich behandelt werden.

Bei dem 55-jährigen Arbeiter lag unmittelbar nach einem Sturz eine komplette Tetraplegie vor. Während sich Lähmung und andere Symptome der unteren Extremitäten rasch zurückbildeten, persistierte an den Armen eine muskuläre Schwäche, kombiniert mit Hyperalgesie und Dysästhesien. Bizeps- und Brachioradialis-Reflexe waren beidseits erloschen, der Trizeps-Reflex abgeschwächt. Das sagittale T2-gewichtete MRT-Bild des Rückenmarks zeigte eine hyperintense Läsion auf Höhe C4 mit lokaler Schwellung. Nach 24-stündiger Therapie mit Steroiden und anschließender physikalischer Therapie besserten sich die motorischen Beeinträchtigungen von Armen/Schulter allmählich, während die ausgeprägte taktile Allodynie (alle fünf Punkte einer verbalen Schmerzskala) bestehen blieb. Der Patient konnte den Kontakt mit der Kleidung kaum ertragen. Nach erfolglosen Behandlungsversuchen mit Amitriptylin und Carbamazepin wurde Gabapentin in einer Tagesdosis von 600 mg (Blutspiegel: 3,13 µg/ml) eingesetzt. Nun erlangte der Patient eine fast vollständige Schmerzbefreiung mit einer Abnahme um vier Skalenpunkte. Nach zweijähriger, anhaltend effektiver und nebenwirkungsfreier Therapie wurde Gabapentin abgesetzt. Die Allodynie stellte sich rasch in alter Intensität wieder ein, so dass Gabapentin erneut verordnet wurde - abermals mit großem Erfolg. (JL)

Quelle: Haller, H: Treatment of chronic neuropathic pain after traumatic central cervical cord lesion with gabapentin, Zeitschrift: JOURNAL OF NEURAL TRANSMISSION, Ausgabe 110 (2003), Seiten: 977-981

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