Beitrag zu kontroverser Debatte

Neuro-Depesche 10/2000

Pseudoakathisie ist reversibel

Von chronischer Akathisie sind verschiedene Varianten beschrieben worden, die akute persistierende Akathisie, die Spätakathisie und die Pseudoakathisie. Die Autoren, die ihre Übersicht mit zwei Fallbeispielen ergänzten, illustrieren, dass die Pseudoakathisie, eine unerwünschte Wirkung von klassischen Neuroleptika, nicht persistiert.

Pseudoakathisie liegt vor, wenn mit klassischen Neuroleptika behandelte Patienten unruhige Bewegungen machen, die denjenigen bei akuter Akathisie gleichen. Jedoch empfinden Patienten bei einer Pseudoakathisie weder innerliche Unruhe noch Bewegungszwang. Eine Sichtweise des Phänomens besagt, dass es sich um einen Endzustand der Akathisie mit verblasstem subjektivem Unruheerleben handelt. Der Begriff der Pseudoakathisie will verdeutlichen, dass unwillkürliche Bewegungen im Rahmen von Spätdyskinesien der unteren Extremitäten, die subjektiv nicht belastend sind, oft als Akathisie fehletikettiert werden. In der Folge wurde die Pseudoakathisie als Bestandteil von Spätdyskinesien angesehen, die choreiforme orofaziale Bewegungen sowie Bewegungen von Rumpf und Gliedmaßen einschließen. Die Untersuchung zweier Patienten mit der Barnes Akathisia Rating Scale für medikamentös induzierte Akathisie ergab das Vorliegen einer Pseudoakathisie in beiden Fällen, mit den typischen Gehbewegungen im Stehen. Im ersten Fall wurde die Pseudoakathisie zwei Monate nach der letzten Dosis Droperidol (10 mg per os) nachgewiesen. Im zweiten Fall lagen gleichzeitig mit der Pseudoakathisie schwere orofaziale Dyskinesien vor, die bei der Nachuntersuchung ebenfalls nicht mehr nachzuweisen waren. Mangelnde Berichte über subjektiv erlebte Unruhe während der unwillkürlichen Bewegungen könnten auf Minussymptomatik wie Apathie, Verarmung der Sprache und Affektverflachung zurückzuführen sein. Das Treten von einem Fuß auf den anderen ohne inneres Unruhegefühl könnte auch eine Stereotypie sein. Fazit: Vermutlich handelt es sich bei der Pseudoakathisie nicht um einen Endzustand der Akathisie. Vielleicht ist die subjektiv erlebte Unruhe der Akathisie wegen Minussymptomatik nicht vorhanden oder überlagert, eventuell liegt eine Stereotypie vor. Nicht selten tritt sie zusammen mit orofazialen Dyskinesien auf. Die Häufigkeit von Pseudoakathisie wird mit 5 bis 21% angegeben.

Quelle: Stubbs, JH: Pseudoakathisia: A Review and Two Case Reports, Zeitschrift: COMPREHENSIVE PSYCHIATRY, Ausgabe 41 (2000), Seiten: 70-72

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