Italienische MS-Experten beschäftigten sich in einer Übersichtsarbeit mit der aktuellen Definition der benignen MS und dem Bedarf, gerade für diesen MS-Typ prognostische Marker für den Langzeitverlauf zu identifizieren. Dafür bieten sich möglicherweise MRT-Befunde, aber auch kognitive Beeinträchtigungen an.
Die gegenwärtige Klassifizierung der benignen MS (BMS) basiert auf dem Ausbleiben relevanter (Bewegungs)-Behinderungen nach mehreren Jahren der Erkrankung. Dies ist aber eine retrospektive Beurteilung und beinhaltet daher keinerlei prognostische Informationen für den zukünftigen Verlauf der MS beim einzelnen Patienten. Da sich auch jenseits eines 15-jährigen gutartigen Verlaufs noch Zustände schwerer Behinderung einstellen können, bedarf es der Identifizierung prädiktiver Langzeitmarker – nicht zuletzt auch, um die Betroffenen fundiert über die Notwendigkeit immunmodulierender Therapien beraten zu können.
Sind MRT-Kriterien dafür geeignet? Nach einem Workshop des European Network Magnetic Resonance in MS (2008) können fokale MS-Läsionen klinisch vollkommen stumm sein, wenn sie in anderen als in „klinisch eloquenten“ Regionen wie Kortex, Capsula interna, Hirnstamm und Rückenmark liegen. Dies könnte ein MRT-Kennzeichen der BMS sein, z. B. scheinen intrakortikale Läsionen bei diesen Patienten seltener zu sein. Studien zeigen ferner, dass gerade die MS-Schädigung der grauen Substanz mit den neuropsychogischen Defiziten der BMS-Patienten korreliert.
Außerdem scheinen die Gewebeschädigungen selbst bei den BMS-Patienten weniger destruierend zu sein. Zudem könnten sich Kompensations- und Reparaturmechanismen (Remyelinisierung, kortikae Reorganisation etc.) effektiver gestalten. Dafür sprechen u. a. Befunde einer relativ geringen Kumulation von „Black holes“ im Laufe der Zeit. Bei gleichen Raten an einer Gesamthirnatrophie scheinen die Rindenbereich im Hirn und das Rückenmark bei der BMS deutlich weniger stark zu degenerieren als bei schubförmiger bzw. sekundär chronisch progredienter MS.
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