Die am häufigsten verordneten SSRI sollen die bei einer Depression postulierten pathologisch verringerten Serotonin-Spiegel normalisieren Weitere anerkannte pharmakologische Mechanismen der SSRI existieren nicht.
Die Autoren unternahmen eine rigorose Literaturrecherche zu den Begriffen Serotonin, Serotonin-Metabolite, 5-HIAA, Serotonin-5-HT1A-Rezeptor-Bindung, Serotonin-Transporter (SERT)-Spiegel und SERT-Genassoziationen bzw. -Gen-Umwelt-Interaktionen sowie Tryptophan-Depletion. In ihr Umbrella-Review wurden 17 Studien eingeschlossen, darunter 12 systematische Reviews mit Metaanalyse.
Keine wissenschaftliche Basis
Zwei Metaanalysen zum Serotonin-Metaboliten 5-HIAA (die größte mit 1.002 Teilnehmern) zeigte keinen Zusammenhang mit Depressionen. Dies war auch in einer Metaanalyse von Kohortenstudien (n = 1869) zu den Serotonin-Konzentrationen im Plasma der Fall. Hier fanden sich Hinweise, dass die Antidepressiva-Einnahme sogar mit (kompensatorisch) verringerten Serotonin-Konzentrationen assoziiert war. Zwei Metaanalysen zum 5-HT1A-Rezeptor (die größte mit 561 Teilnehmern) und drei Metaanalysen (die größte mit 1.845 Teilnehmern) zeigten schwache bzw. widersprüchliche Hinweise auf eine reduzierte SERT-Bindung, die eher für eine erhöhte synaptische Serotonin-Verfügbarkeit bei Depressiven spricht. Eine Metaanalyse von 2007 und mehrere neuere Studien sprechen außerdem dagegen, dass die Reduktion des Serotonin-Spiegels durch Tryptophan-Depletion wirklich Depressionen induziert.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Serotonin-Hypothese keine wissenschaftliche Grundlage hat, räumen aber ein, dass sich die postulierte Wirkung von SSRI nicht ausschließen lässt. GS