Vergleich der Kosten und Therapieaussichten bei Älteren

Neuro-Depesche 3/2020

Zu häufig Enzyminduktoren verordnet?

Zertifizierte Fortbildung
Gerade bei älteren Epilepsie-Patienten mit komorbiden Erkrankungen können Enzym-induzierende Antiepileptika zu bedenklichen Nebenwirkungen und Komplikationen führen. In einer retrospektiven Kohortenstudie wurde in Großbritannien geprüft, ob sich dies gegenüber Nicht-Enzym-Induktoren auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsressourcen und die Behandlungsaussichten auswirkt.
Aus der britischen Clinical Practice Research Datalink (CPRD) wurden 1.425 Patienten im Alter ≥ 65 Jahren eingeschlossen: Von 2001 bis 2010 waren 964 erstmals mit den Enzym-induzierenden Antiepileptika (EIAED) Carbamazepin (47,9 %) und Phenytoin (50,3 %) sowie Phenobarbital oder Primidon behandelt worden. 461 Patienten hatten die Nicht-Enzyminduzierenden Antiepileptika (nEAAED) Lamotrigin (43,6 %), Gabapentin (30,6 %) und Levetiracetam (13,0 %) sowie Lacosamid, Perampanel, Pregabalin, Retigabin, Vigabatrin oder Zonisamid erhalten. Patienten, die mit den leichten Enzyminduktoren Eslicarbazepin, Oxcarbazepin, Rufinamid oder Topiramat behandelt wurden, waren explizit ausgeschlossen.
 
EIAED kommen teurer
Die durchschnittlichen monatlichen direkten Gesundheitskosten waren in der EIAED- und der nEAAED-Gruppe ähnlich. In zwei streng gematchten Stichproben von je 210 Patienten war der Unterschied dagegen signifikant (£ 403 vs. £ 317; p = 0,0150). In dieser älteren Population waren sie deutlich höher als in einer früheren Auswertung jüngerer Patienten (£ 229 vs. £ 188). Unter den 23 bzw. 19 Patienten, die nach sieben Jahren auswertbar waren, lagen die durchschnittlichen direkten Gesundheitsgesamtkosten bei median £ 27.194 (EAAED) bzw. £ 21.779 GBP (nEAAED).
Zudem war die mediane Zeit bis zum Therapieversagen in der EIAED-Kohorte mit 1.110 vs. 1.175 Tagen kürzer als in der nEAAED-Kohorte, ebenso wie im gematchten Sample (807 vs. 910 Tage). JL
Kommentar
In dieser Studienpopulation erhielten neu behandelte ältere Menschen mit Epilepsie doppelt so häufig EIAED wie nEAAED. Dies ging mit höheren direkten und epilepsiebezogenen Gesamtkosten und einem schlechteren Therapie-Outcome einher. Eine Änderung der Behandlungspraktiken könnte die Patientenversorgung verbessern und dabei die Kosten senken.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Borghs S et al.: Comparing healthcare cost associated with the use of enzyme-inducing and non-enzyme active antiepileptic drugs in elderly patients with epilepsy in the UK: a long-term retrospective, matched cohort study. BMC Neurol 2020; 20(1): 7 [Epub 8. Jan.; doi: 10.1186/s12883-019-1587-9]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x