Jemen: Bürgerkrieg, Cholera, Hunger

Neuro-Depesche 1-2/2018

Wohl die schwerste humanitäre Krise weltweit

Der aktuell wohl dramatischste Krisenherd der Welt befindet sich im Jemen, dem bettelarmen Land am Horn von Afrika. Zwei Beiträge – im Lancet und im N Engl J Med – beschreiben die Situation. Die Gesundheitsversorgung ist katastrophal. Etwa 21 der 25 Mio. Bewohner benötigen humanitäre Hilfe.

Seit den 1980er Jahren war der Jemen Cholera- frei. Okt. 2016 hat sich Vibrio cholerae O1 über praktisch das ganze Land ausgebreitet. Ende 2017 sollen nach Angaben der WHO mehr als 960 000 Menschen erkrankt und bereits mehr als 2200 gestorben sein – zusätzlich zu den mehr als 10 000 Toten des Bürgerkriegs. Weiterhin werden Hunderte, wenn nicht gar Tausende Verdachtsfälle täglich gemeldet. 7 bis 14 Mio. Menschen könnten infiziert sein. Massenimpfungen, so denn genug Vakzin-Dosen verfügbar wären, sind wegen der Kriegssituation kaum zu organisieren.
Denn die Gesundheitsversorgung liegt am Boden. Luftangriffe haben etwa die Hälfte aller Krankenhäuser und Hospitäler zerstört. Etwa 30 000 Gesundheitsarbeiter wurden im letzten Jahr nicht bezahlt, viele haben das Land verlassen.
In dem ohnehin äußerst wasserarmen Land haben Kriegshandlungen die hygienischen Verhältnisse noch dramatisch verschlechtert. Die WHO schätzt, dass 15 Mio. Menschen keinen Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung, zu Trinkwasser und sanitären Anlagen haben. 17 Mio. haben keine gesicherte Ernährung, sieben Mio. leiden Hunger, und etwa zwei Mio. Kinder sind unterernährt. Die WHO spricht mit Blick auf den Jemen von einer der schwersten humanitären Krisen weltweit. Viele Organisationen bitten um Spenden, z. B. Rotes Kreuz, Roter Halbmond und die UNHCR, eine der wenigen humanitären Organisationen, die noch im Jemen vertreten sind. JL
Quelle:

Qadri F et al.: Cholera in Yemen – an old foe rearing its ugly head. N Engl J Med 2017; 377(21): 2005-7 und Devi S: Millions in need of humanitarian assistance in Yemen. Lancet 2017; 390(10112): e50 [Epub 9. Dez. doi: 10.1016/S0140-6736(17)33250-6

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