In der retrospektiven Längsschnittanalyse GLIMPSE wurden die Daten von 3.475 Erwachsenen mit hochaktiver schubförmiger MS (Therapiebeginn 2018 bis 2021) des globalen MS-Base Registers zu Wirksamkeit und Therapieverweildauer ausgewertet, schilderte Prof. Hans-Peter Hartung, Düsseldorf. Der mittels Propensity Score Matching ermöglichte 1:1 Vergleich von Cladribin-Tabletten mit Fingolimod (FTY), Dimethylfumarat (DMF) und Teriflunomid (TER) ergab, dass die Patienten unter Cladribin signifikant länger schubfrei blieben: Die Zeit bis zum ersten Schub war bei ihnen um 40 %, 42 % bzw. 67 % länger als unter einer Therapie mit FTY, DMF bzw. TER (p = 0,010, p = 0,016 bzw. p = 0,001). Außerdem blieben sie länger bei ihrer Therapie mit Cladribin-Tabletten: Das Intervall bis zu einem Therapiewechsel war bei ihnen viermal länger als unter FTY, siebenmal länger als unter DMF und 6,5-mal länger als unter TER. Unterstützt werden die Beobachtungen durch die retrospektiv erhobenen Daten der MERLYN-MS-Studie: Die Behandlung mit Cladribin-Tabletten war in der Reduktion der jährlichen Schubrate im ersten Jahr vergleichbar wirksam wie FTY (0,11 vs. 13), führte jedoch um 92 % seltener zu einem Therapiewechsel (0,16 % vs. 2,06 %).
Mit Cladribin-Tabletten lässt sich die zeitgemäße Strategie „Hit smart and early“ erfolgreich in der Praxis umsetzen, berichtete der Neurologe Michael Ernst, Sinsheim, aus seinen Erfahrungen. Die Therapie ist nicht nur einfach zu initiieren und erfordert wenige Kontrollen, sie führt u. a. auch nach einer COVID-19-Impfung zu einer vollständigen Immunantwort.
„In der Praxis werden mit Cladribin-Tabletten“, fasste Hartung die Real-World-Daten zusammen, „eine bessere Therapieverweildauer und Wirksamkeit beobachtet als mit den übrigen untersuchten oralen Therapien“. „Die Daten unterstützen meines Erachtens den frühzeitigen Einsatz von Cladribin-Tabletten für ein besseres klinisches Ergebnis im Langzeitverlauf.“ JL