Blick auf den Wecker bei nächtlichen Schlafstörungen

E-COMPARED-Studie zur KVT bei Major Depression

Neuro-Depesche 5-6/2022

Wirken sich Schlafstörungen ungünstig aus?

Zertifizierte Fortbildung
Bei Patienten mit einer akuten Major Depression sind Schlafstörungssymptome fast die Regel. Nachdem diese sich auf den Erfolg konventioneller Psychotherapien negativ auswirken können, wurde in einer Sekundäranalyse der Studie E-COMPARED nun untersucht, ob Insomnie-Symptome auch das Outcome einer – immer breiter eingesetzten – kombinierten kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) beeinträchtigen können.
An der multizentrischen Nichtunterlegenheitsstudie European Comparative Effectiveness Research on Blended Depression Treatment Versus Treatment-as-Usual (E-COMPARED) hatten 943 Erwachsene mit einer Major-Depression-Episode (MDD) teilgenommen. Nach Randomiserung unterzogen sich 476 einer kombinierten KVT, bestehend aus einer webbasierten plus persönlichen Behandlung und 467 Patienten einer Standardbehandlung (Treatment as usual, TAU). 558 Patienten (59,2 %) durchliefen die gesamten zwölf Monate.
 
Negative Insomnieeffekte nur in der KVT-Gruppe
Schlafstörungssymptome zu Studienbeginn wurden anhand von vier Fragen des Quick Inventory of Depressive Symptomatology (QIDS)–Self-Report erfasst. Mit der Schwere der Depressionssymptome (nach dem Patient Health Questionnaire-9, PHQ-9) waren initiale Schlafprobleme weder nach drei Monaten (β: 0,06, 95 %-KI -0,11 bis 0,23) noch nach sechs Monaten (β: 0,09, 95 %-KI: -0,10 bis 0,28) signifikant assoziiert.
Auch nach zwölf Monaten beeinflussten Insomniesymptome die Verringerung der depressiven Symptome nach PHQ-9 in der Gesamtstichprobe nicht signifikant (β: 0,16, 95 %-KI: -0,04 bis 0,36). Während dies auch auf die Patienten des TAU-Studienarms zutraf (β: -0,23, 95 %-KI -0,50 bis 0,05), ergab sich im KVT-Arm ein signifikanter negativer Effekt der initialen Schlafstörungssymptome auf die Besserung der Depression nach zwölf Monaten (β: 0,49, 95 %-KI: 0,22 - 0,76). Dieser blieb auch nach Anpassung auf die initiale Depressionsschwere bestehen.
In Übereinstimmung damit beeinflussten anfängliche Insomniesymptome den MDD-Diagnosestatus nach dem Mini-International Neuropsychiatric Interview (MINI-NPI) nach zwölf Monaten im Gesamtkollektiv und im TAU-Arm nicht signifikant, wohl aber im KVT-Arm (Odds Ratio: 1,18; 95 %-KI: 1,02 - 1,38). JL
Fazit
Initiale Schlafstörungen können den Erfolg einer kombinierten KVT depressiver Patienten offenbar langfristig beeinträchtigen. Dies spricht dafür, die KVT stärker auf die Schlafprobleme der Patienten anzupassen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Jensen ES et al.: Effect of sleep disturbance symptoms on treatment outcome in blended cognitive behavioral therapy for depression (E-COMPARED study): Secondary analysis. Med Internet Res 2022; 24(3): e30231 [Epub 21. März; doi: 10.2196/30231]
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