Neu erkrankte Bipolar-Patienten

Neuro-Depesche 3/2015

Wie wirkt die Recovery-fokussierte CBT?

Zertifizierte Fortbildung

Am Royal College of Psychiatrists in London und anderen britischen Unizentren untersuchten Psychiater in einer randomisierten kontrollierten Pilotstudie die Erfolgsaussichten einer neu entwickelten kognitiven Verhaltenstherapie (CBT), die speziell auf die schnelle Erholung von erst seit Kurzem bipolar erkrankten Patienten ausgelegt ist.

Bei der Recovery-fokussierten CBT werden klassische kognitiv-behaviorale und Edukationstechniken eingesetzt, die mit Hilfe von Bipolar- Patienten erarbeitet wurden. Die Handhabung ist flexibel, der Fokus liegt auf den vom Patienten priorisierten Themen.
In der einfach geblindeten Studie erhielten nach Randomisierung 34 Patienten eine herkömmliche Behandlung (Treatment As Usual, TAU) und 33 zusätzlich eine Recovery-fokussierte CBT (im Durchschnitt 14,15 von maximal 18 Sitzungsstunden). Die selbstberichtete Erholung nach dem Bipolar Recovery Questionnaire (BRQ) war ein primärer Endpunkt.
Nach dem BRQ-Durchschnittsscore führte die Recovery-fokussierte CBT gegenüber der TAU nach zwölf Monaten zu einer signifikant stärkeren Erholung (p = 0,010) mit einer Zunahme um 30% vs. 8%, die sich auch als anhaltendend erwies. Die Effektgröße (Cohen’s-d-Wert von 0,62) wurde als mittel bis hoch errechnet.
20 Patienten der TAU-, aber nur zwölf der CBT-Gruppe erlitten im Follow-up-Zeitraum (15 Monate) einen Rückfall in eine neuerliche affektive Akutepisode. Dabei kam es unter der CBT zu einer signifikanten Verlängerung des Zeitraums bis dahin (X2 = 7,64, p < 0,006). Die Hazard Ratio betrug 0,38 (95%-KI: 0,18–0,78).
Auch in zahlreichen anderen Parametern wie z. B. der Schwere depressiver und manischer Symptome, der Lebensqualität, der selbstberichteten Stimmung etc. kam es zu Vorteilen für die CBT, doch es wurde – vermutlich aufgrund der geringen Gruppengrößen – keine Signifikanz erreicht. JL
KOMMENTAR

Die spezielle Recovery-fokussierte CBT scheint klinisch (anhaltend) wirksam zu sein und die Patienten zu stabilisieren. Nach den vielversprechenden Ergebnissen dieser Pilotstudie sollten nun in Studien mit größeren Fallzahlen neben der Wirksamkeit weitere Aspekte wie z. B. das Kosten-/Nutzen-Verhältnis untersucht werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Jones SH et al.: Recovery-focused cognitivebehavioural therapy for recent-onset bipolar disorder: randomised controlled pilot trial. Br J Psychiatry 2015 Jan; 206(1): 58-66

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