Übersicht zu Migräne und Cluster-Kopfschmerz

Neuro-Depesche 7-8/2019

Wie wirksam sind Neuromodulations-Verfahren?

Nicht-invasive Neuromodulations-Therapien können bei Patienten mit Migräne und Cluster-Kopfschmerz eine praktische und sichere Alternative zur medikamentösen Behandlung sein. Zur Wirksamkeit diverser Verfahren wurden jetzt die Ergebnisse klinischer Studien systematisch überprüft.
Bei der Recherche in einschlägigen Datenbanken wurden von 1990 bis Jan. 2018 71 relevante klinische Studien zu Migräne und Cluster-Headache identifiziert. Guten Studiendesigns lagen nur für die nicht-invasive Vagusnervstimulation (nVNS), die single-pulse transkranielle Magnetstimulation (sTMS) und die externe Trigeminusnerv- Stimulation (eTNS) vor.
Die pivotalen Studien zur Akutbehandlung mittels nVMS und sTMS evaluierten primär den von der IHS empfohlenen Endpunkt „Kopfschmerzfreiheit nach 2 Stunden“. Dies war in der wichtigen eTNS-Studie allerdings nur sekundärer Endpunkt (primärer Endpunkt: VAS-Änderung Schmerz nach 1 Stunde).
Mit den drei Verfahren wurden Verbesserungen in vergleichbarem Umfang erreicht: Unter der TMS waren mit 39 % vs. 22 % signifikant mehr Patienten nach 2 h kopfschmerzfrei als in der Scheinstimulationsgruppe (p = 0,0179). Die Signifikanz wurde (teils knapp) verfehlt unter der nVNS (30,4 % vs. 19,7 %; p = 0,067) und der eTNS (19 % vs. 8 %; p = 0,136).
Der von der IHS für die Prophylaxe empfohlene primäre Endpunkt, die Verringerung der Tage mit Migräne (bis zum dritten Monat), wurde in zwei wichtigen Präventionsstudien eingesetzt. Auch hier wurde trotz klarer Reduktion keine Signifikanz erreicht – weder für die nVNS (-2,26 vs. -1,80 Migränetage; p = 0,146) noch für die eTNS (-2,06 vs. -0,32 Migränetage; p = 0,054). In der zentralen sTMS-Präventionsstudie war nur die Reduktion der Kopfschmerz-, nicht der Migräne-Tage primärer Endpunkt. JL
Kommentar
Der Vergleich der verschiedenen Neuromodulations- Therapien erwies sich aufgrund großer Heterogenität der Studiendesigns und mangelnder statistischer Power als äußerst schwierig. Die Autoren bemängeln, dass in vielen Studien nicht die etablierten IHS-Wirksamkeitskriterien eingesetzt worden waren. Untersuchungen zu den Neuromodulations-Geräten sollten darauf abzielen, das gleiche Maß an wissenschaftlicher Genauigkeit zu erreichen, wie Medikamenten-Studien. In Kürze sollen übrigens gerätespezifische Richtlinien für Migräne und Cluster-Kopfschmerz verfügbar sein.
Quelle: Reuter U et al.: Non-invasive neuromodulation for migraine ... J Neurol Neurosurg Psychiatry 2019; 90(7): 796-804

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