In die prospektive Einjahresstudie wurden 108 Patienten (73 Frauen, Durchschnittsalter 34,7 Jahre) eingeschlossen: 31 mit einem klinisch isolierten Syndrom (KIS), 72 mit einer schubförmig-remittierenden MS (RRMS) und fünf mit einer sekundär-progressiven MS (SPMS) mit aufgesetzten Schüben. Von den 77 Patienten mit manifester MS war etwa die Hälfte (n = 41; 53,2%) immunmodulatorisch behandelt, und zwar im Durchschnitt seit 2,1 Jahren, zumeist mit Interferon beta (36,6%), Glatirameracetat (22,0%), Fingolimod (14,4%) und Natalizumab (9,8%). Kein KIS-Patient war immunmodulatorisch behandelt worden. Zehn bis 14 Tage nach Ende der Schubbehandlung erfolgte eine standardisierte Nachuntersuchung.
Bei den 108 Patienten wurden 119 Schübe dokumentiert, zumeist mit sensiblen (42,9%), motorischen (29,4%) und visuellen Symptomen (24,4%). 114 der 119 Schübe wurden intravenös mit hochdosiertem MP behandelt (durchschnittlich 3531,6 mg ± 1164,3 mg MP über 3,6 ± 1,0 Tage). Diese Therapie wurde durchschnittlich 13,8 Tage nach Symptombeginn begonnen.
In der Gesamtgruppe der Behandelten ging der durchschnittliche EDSS-Wert von 3,1 auf 2,6 zurück, in der MS-Gruppe von 3,5 auf 3,0 und in der KIS-Gruppe von 2,2 auf 1,4. Eine komplette Remission der Schubsymptomatik erreichten aber nur 29,2% der Patienten, eine Teilremission immerhin 38,7%. Keine Symptomveränderung fand sich bei 18,2%. Eine Verschlechterung wurde bei 4,4% der Patienten beobachtet.
Dabei unterschied sich das Outcome bei den immunmodulatorisch Behandelten insgesamt von dem der Unbehandelten: Vollremission 40,0% vs. 20,9%, Teilremission 42,2% vs. 51,2%, keine Veränderung 15,6% vs. 23,3% und Verschlechterung 2,2% vs. 2,3%. Allerdings war der Unterschied nicht signifikant (p = 0,169).
Bei 27 der 119 Schübe (22,7%) war aus ärztlicher Sicht eine eskalierte Akutbehandlung indiziert. Dies betraf zehn behandelte und 17 unbehandelte Patienten (7 CIS; 10 MS). Diese wurde in 24 Fällen auch durchgeführt: i.v.-MP in doppelter Dosis (n = 18) oder je fünf Sitzungen einer Plasmapherese (n = 2) oder Immunadsorption (n = 4). Mit diesen Interventionen erreichten von 22 auswertbaren Patienten sechs eine Voll- (27,3%) und zehn eine Teilremission (45,4%), ohne Veränderung blieben auch nach der Eskalation sechs Patienten (27,3%). JL
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