Die systematische Recherche ergab 170 Studien, von denen nur 16 die erforderlichen methodologischen Qualitätskriterien (nach der adaptierten QUADAS-Checkliste) erfüllten. An den 16 Studien nahmen insgesamt 170 Patienten teil. Sie wurden mit einem breiten Spektrum an Dosen und Fraktionierungen bestrahlt (Einzeldosen von bis zu 25 Gy oder bis zu zwölf fraktionierte Sitzungen mit Einzeldosen von bis zu 3 Gy). Keine Studie führte eine Kontrollgruppe mit.
Zwölf der 16 Studien zeigten einen positiven Effekt der Radiotherapie bzw. stereotaktischen Bestrahlung mittels Gamma knife auf die Anfallshäufigkeit: In ihnen berichteten 25%–95%, durchschnittlich 58% der Patienten (n = 98) nach der Intervention nach dem Radiotherapie- adaptierten Engel-Schema nur noch seltene oder keine Anfälle mehr (RAEC-Klasse I und II).
Nebenwirkungen – auch nach Latenzen von mehreren Jahren – waren nicht selten: So litten die Teilnehmer von 12 der 16 Studien häufig unter Kopfschmerz, Übelkeit und/oder Erbrechen, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden. Gesichtsfelddefekte (Quadrantenanopsie, Hemianopsie) traten in sechs der 16 Studien auf und hatten eine Inzidenz von 14%–59%. Jeder fünfte der bestrahlten Patienten (20%; n = 34) bedurfte aufgrund von Strahlennekrosen, Zystenbildung, Ödemen, Hirnhochdruck oder aber persistierenden Krampfanfällen im Verlauf einer chirurgischen Intervention.
Die Autoren ziehen das Fazit, dass die Radiotherapie eine non-invasive Behandlungsoption für Patienten mit medikamentös nicht beherrschbaren fokalen Epilepsien darstellt. Allerdings besteht für die Anfallsreduzierung durch die primäre Bestrahlungstherapie nach diesem Review lediglich eine Level-IV-Evidenz. Es werden größere prospektive randomisierte Studien gebraucht. HL