Schlaganfallregister MR CLEAN

Neuro-Depesche 11-12/2021

Wie wirken sich WM-Läsionen nach Thrombektomie aus?

Zertifizierte Fortbildung
Zerebrale Läsionen der weißen Substanz (WML) wurden mit einem größeren Risiko für ein schlechtes funktionelles Outcome nach einem ischämischen Schlaganfall in Verbindung gebracht. Nun wurden die Beziehungen zwischen der WML-Last und dem radiologischen und klinischen Outcome nach Thrombektomie anhand des Registers Multicenter Randomized Controlled Trial of Endovascular Treatment for Acute Ischemic Stroke in the Netherlands (MR CLEAN) untersucht.
MR CLEAN ist eine prospektive, multizentrische Beobachtungs-Kohortenstudie mit Schlaganfall-Patienten, die im niederländischen Behandlungsalltag eine endovaskuläre Therapie erhalten hatten. Die WML wurden anhand eines kontrastlosen CTs mit einer visuellen Skala bewertet. Primärer Endpunkt war der Score der modifizierten Rankin-Skala (mRS) nach 90 Tagen. Sekundär wurden die Mortalität, eine frühe neurologische Erholung, eine erfolgreiche Reperfusion (extended Thrombolysis in Cerebral Infarction [eTICI]-Score ≥ 2b), eine vergebliche Rekanalisation (mRS-Score ≥ 3 trotz erfolgreicher Reperfusion) und das Auftreten symptomatischer intrakranieller Blutungen (sICH) erhoben.
 
40 % der Patienten mit WML
Unter 3.046 zwischen März 2014 und Nov 2017 in das Register aufgenommen Patienten hatten 1.855 (61 %) keine WML, 608 (20 %) leichte und 588 (19 %) mittelschwere bis schwere WML. Nach 90 Tagen verstorben waren in diesen drei Gruppen 351 Patienten (20,4 %) versus 215 (38,2 %) und 249 Patienten (44,9 %).
Ein günstiges Outcome (mRS-Score 0 - 2) wurde bei 838 Patienten (49 %) ohne WML, bei 192 (34 %) mit leichter WML und bei 130 (24 %) mit mittelschwerer bis schwerer WML erreicht. Steigende WML-Grade waren „dosisabhängig“ mit einer Verschiebung hin zu einem schlechteren funktionellen Outcome (mRS-Score > 2) verbunden: Die adjustierte Common Odds Ratio dafür (vs. keine WML-Läsionen) betrug 1,34 (95 %-KI: 1,13 - 1,60) bei leichten und 1,67 (95 %-KI: 1,39 - 2,01] bei 42mittelschweren bis schweren WML (p < 0,001) (Abb. A). Auch die 90-Tage-Mortalität war bei Patienten mit WML höher (Abb. B).
 

Außerdem waren steigende WML-Grade signifikant mit einer vergeblicher Rekanalisation (p < 0,001) und negativ mit einer frühen neurologischen Erholung (p = 0,041) assoziiert, nicht jedoch mit der Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Reperfusion oder sICH. JL

Fazit
Dass die zunehmende WML-Last mit schlechteren klinischen Ergebnissen einhergeht, kann der Prognoseeinschätzung dienen. Dies sollte den Autoren zufolge aber keineswegs dazu führen, dass WML gegen die Entscheidung für eine Thrombektomie sprechen, da auch diese Patienten von der Intervention profitieren. Die Rate symptomatischer intrakranieller Blutungen (sICH) war bei ihnen nicht erhöht.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Uniken Venema et al.: White matter lesions and outcomes after endovascular treatment for acute ischemic stroke: MR CLEAN registry results. Stroke 2021; 52(9): 2849-57

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