Neuropathologie bei Demenz

Neuro-Depesche 6/2016

Wie wirken sich Fischkonsum und Quecksilber-Aufnahme aus?

Zertifizierte Fortbildung

Fisch ist gesund, aber die Belastung mit dem neurotoxischen Quecksilber stellt ein wachsendes Problem dar. Die Verbindungen zwischen der Ernährung mit „Seafood“, dem Hirngehalt an Quecksilber und dem APOEe4-Status mit den neuropathologischen Hirnveränderungen bei Demenzkranken wurden jetzt in einer US-Querschnittsstudie unter die Lupe genommen.

Untersucht wurden die Hirne von 286 autopsierten Demenzkranken des Memory and Aging Project (durchschnittliches Alter zum Todeszeitpunkt 89,9 Jahre, 67% weiblich). 22,7% trugen mindestens ein APOEe4-Allel. Die neuropathologischen Befunde (u. a. Alzheimer- Plaques und Neurofibrillen, Lewy bodies, Makro- und Mikroinfarkte) wurden mit den Fragebogenergebnissen zur Ernährung abgeglichen, die über bis zu 4,5 Jahre vor dem Ableben einmal jährlich erhoben worden waren.
Die im Hirn gemessenen erhöhten Quecksilber- Konzentrationen waren positiv mit der Anzahl der „Seafood“-Mahlzeiten pro Woche korreliert (p = 0,02), nicht aber mit einer einzigen der verschiedenen neuropathologischen Hirnveränderungen. Dafür zeigte der Fischkonsum – adjustiert auf Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Gesamtkalorienaufnahme – einige signifikante vorteilhafte Korrelationen mit der Alzheimer-Pathologie: So ging ≥ 1 Fischmahlzeit/Woche mit einer signifikant niedrigeren Dichte neuritischer Plaques einher sowie mit weniger schweren und auch weniger stark im Hirn ausgebreiteten Neurofibrillen und einer insgesamt selteneren neuropathologisch begründeten Alzheimer-Diagnose – allerdings betraf dies jeweils nur die Träger des APOEe4-Allels.
Ein zusätzliches Ergebnis war, dass die Aufnahme höherer Mengen von a-Linolensäure nicht mit der Alzheimer-Pathologie, aber mit einem niedrigeren Risiko für zerebrale Makroinfarkte korrelierte (Odds Ratio für die 3. vs. 1. Tertile: 0,51 [95%-KI: 0,27–0,94]). Dies war aberunabhängig vom APOEe4-Status. Eine Supplementierung mit Fischöl hatte dagegen keine signifikanten Effekte auf die Neuropathologie. JL
Kommentar

Obwohl ein moderater Fischkonsum die Quecksilber-Konzentrationen im Hirngewebe erhöht, resultiert aus dieser Ernährung gegenüber Demenzkranken mit geringerem/ fehlendem Fischkonsum offenbar eine geringere Alzheimer-Neuropathologie – jedenfalls bei den APOEe4-Trägern. Demnach scheint eine mediterrane Diät mit viel Fisch empfohlen werden zu können.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Morris MC et al: Association of seafood consumption, brain mercury level, and APOE ε4 status with brain neuropathology in older adults. JAMA 2016; 315(5): 489-97

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