D2-Rezeptorbesetzung und Kognition

Neuro-Depesche 5/2012

Wie viel ist genug – wie viel ist zu viel?

Zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzte Antipsychotika wirken bekanntlich über eine Blockade der dopaminergen D2-Rezeptoren. Anhand der Daten der großen Schizophrenie-Studie Clinical Antipsychotic Trials in Intervention Effectiveness (CATIE) wurde nun das Ausmaß der Besetzung der D2-Rezeptoren mit den Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen der Patienten in Beziehung gesetzt.

Ausgewertet wurden die CATIE-Daten von 410 Teilnehmern, die mit den Atypika Risperidon, Olanzapin oder Ziprasidon in einer durchschnittlichen Tagesdosis von 3,9 mg/d, 19,7 mg/d bzw. 100,5 mg/d behandelt worden waren. Die Psychopathologie war bei ihnen mithilfe der PANSS, extrapyramidale Nebenwirkungen (EPS) mit der Simpson-Angus Scale (SAS) erhoben worden. Die anhand der Antipsychotika-Plasmaspiegel errechnete D2-Rezeptorbesetzung wurde mit den neuropsychologischen Testresultaten am Entnahmetag in den fünf Domänen verbales Gedächtnis, Vigilanz, Verarbeitungsgeschwindigkeit, folgerichtiges Denken und Arbeitsgedächtnis sowie einem daraus generierten Summenscore abgeglichen.

Neben Alter und Bildungsstand, die mit allen neuropsychologischen Subskalenwerten signifikant korrelierten, zeigte auch die D2-Besetzung eine signifikante Korrelation mit der Vigilanz (p < 0,002) und dem Gesamtwert der Tests (p < 0,03). Dabei ergab sich eine nicht-lineare Relation mit einer Verschlechterung der Funktionen in oberen Okkupanzbereichen. Die weitere Analyse, durchgeführt mit 1%-Anstiegen im Bereich zwischen 70 und 85% zeigte signifikante Effekte auf die Vigilanz bei 77%, 78% und 79% sowie auf den Summenscore bei 77%, 78%, 79%, 80% und 81%.

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Fazit
?! Die Auswirkungen der D2-Rezep- torbesetzung auf die Kognition in klinischen Studienkollektiven waren bislang nicht systematisch ausreichend untersucht. Die Auswertung der CATIE-Daten ergab nun eine nicht lineare Beziehung zwischen Antipsychotika-Dosis und neurokognitiven Funktionen der schizophren erkrankten Patienten einschließlich der Vigilanz. Offenbar birgt bereits eine D2-Rezeptorbesetzung oberhalb von 77%–80% Gefahren für die kognitiven Fähigkeiten der Patienten.

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