DMT- behandelte MS-Patienten mit SARS-CoV-2-Antikörpern

Neuro-Depesche 4/2021

Wie verlaufen die Infektionen bei MS?

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie bestand eine gewisse Unsicherheit, wie sich die Virusinfektion auf Patienten mit einer MS auswirkt und welche Effekte eine krankheitsmodifizierende Therapie (DMT) auf den Verlauf hat. Eine italienische Studie bestätigt jetzt (für zwei Medikamente) die inzwischen erfolgte weitgehende Entwarnung.
In einem MS-Zentrum in Padua wurden zwischen dem 27. April und 3. Mai 2020 mit 140 MS-Patienten Telefoninterviews durchgeführt. 60 Patienten wurden mit Natalizumab (NTZ) und 80 mit Fingolimod (FTY) behandelt. Beide Medikamente bewirken – über ganz verschiedene Mechanismen – in erster Linie eine Hemmung der Lymphozyten-Migration.
 
Sechs Patienten symptomatisch – keine Komplikationen
Bei 104 der 140 MS-Patienten (NTZ: 50, FTY: 54) wurden SARS-CoV-2-IgG-Assays durchgeführt. 14 von ihnen (13,4 %) waren Virus-positiv (NTZ: 8, FTY: 7). Unter ihnen erfüllten anhand ihrer selbstberichteten klinischen Symptome acht (57,1 %) die Kriterien eines asymptomatischen und drei (21,4 %) die eines leicht symptomatischen Verlaufs.
Ebenfalls drei Patienten (NTZ, NTZ, FTY; EDSS: 4,5, 2,0 und 2,0; Lmphozyten 2.500, 4.200 und 1.800/μl; alle weiblich) hatten einen symptomatischen Verlauf mit Anosmie und anderen Symptomen. Keiner von ihnen entwickelte Komplikationen oder musste im Krankenhaus behandelt werden (COVID-19-Schweregrad je < 3 auf einer Skala von 0 bis 7). Gemäß den italienischen Richtlinien wurden die DMT bei allen sechs symptomatischen Patienten bis zur Genesung von der Infektion trotzdem sicherheitshalber abgesetzt. HL
Fazit
Die SARS-CoV-2-Seroprävalenz war in dieser MS-Stichprobe relativ hoch. Mit Ausnahme von drei Paienten waren alle positiven Fälle asymptomatisch oder hatten nur leichte COVID-19-Symptome. Diese beruhigenden Ergebnisse bestä- tigen die praktischen Erfahrungen zu keinen gehäuften COVID-19-Komplikationen bei MS. Sie stützen auch die Auffassung, dass immunmodulatorische Therapien im Allgemeinen sicher sind und laufende Behandlungen in der Regel fortgesetzt werden sollten.
Quelle: Mallucci G et al.: Safety of disease-modifying treatments in SARS-CoV-2 antibody-positive multiple sclerosis patients. Mult Scler Relat Disord 2021; 49: 102754 [Epub 13. Jan.; doi: 10.1016/j.msard.2021.102754]
ICD-Codes: U07.1

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