Frau mit Depressionen und Angststörungen

Meta-Regressionsanalyse globaler Daten zur Pandemie

Neuro-Depesche 1-2/2022

Wie stark nahmen Depressionen und Angststörungen zu?

Die COVID-19-Pandemie mit ihren Einschränkungen hat zu einer Zunahme an psychischen Erkrankungen geführt. Jetzt wurde der weltweite Anstieg an Depressionen und Angststörungen im Jahre 2020 anhand verfügbarer Studiendaten in einer Meta-Regressionsanalyse quantifiziert. Der ist beträchtlich.
48 Studien (Jan. 2020 bis Jan. 2021) erfüllten die Einschlusskriterien, 46 zur Major Depression und 27 Studien zu Angststörungen.
Insgesamt kam es 2020 aufgrund der Pandemie weltweit zu 53,2 (44,8 bis 62,9) Mio. zusätzlichen Major-Depression-Fällen. Dies entspricht einem Anstieg um 27,6 % (25,1 % bis 30,3 %), so dass die Gesamtprävalenz 3152 (2722 bis 3654) Fälle pro 100.000 Einwohner betrug.
Angststörungen zeigten 2020 weltweit ein Plus von 76,2 (64,3 bis 90,6) Mio. Fällen. Der Anstieg um 25,6 % (23,2 % bis 28,0 %) resultierte in einer Gesamtprävalenz von 4802 (4108 bis 5588) Erkrankten pro 100.000 Einwohner.
Insgesamt verursachten Major-Depression-Episoden im Jahr 2020 weltweit 49,4 (33,6 bis 68,7) Mio. Disability-adjusted life years (DALYs) und Angststörungen 44,5 (30,2 bis 62,5) Mio. DALYs. Frauen waren von beiden Erkrankungen häufiger betroffen als Männer (je p = 0,0001) und jüngere Menschen stärker als ältere (je p = 0,0001).
Vor allem zwei lokale COVID-19-Indikatoren wirkten sich auf die Depressions bzw. Angststörungs-Prävalenzen signifikant aus: Die täglichen SARS-CoV-2-Infektionsraten (p = 0,029 bzw. p = 0,0005) und die Pandemie-bedingte Verringerung der Mobilität (p = 0,022 bzw. p = 0,0001). HL
Fazit
Die COVID-19-Pandemie hat „viele Determinanten einer schlechten psychischen Gesundheit verschärft“, so die Autoren. Waren psychische Störungen – und unter ihnen maßgeblich depressive und Angststörungen – schon vor 2020 die Hauptursachen für die globale Gesundheitsbelastung, hat sich die Situation deutlich verschärft. Der resultierende zusätzliche Bedarf an psychiatrischen Behandlungen wird schwierig zu decken sein.
Quelle: COVID-19 Mental Disorders Collaborators: Global prevalence and burden of depressive and anxiety disorders in 204 countries and territories in 2020 due to the COVID-19 pandemic. Lancet 2021; 398 (10312): 1700-12
ICD-Codes: F32
Urheberrecht: Adobe Stock - Wordley Calvo Stock

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x