hATTR-Patienten und asymptomatische Mutationsträger verglichen

Neuro-Depesche 10/2020

Wie stark leidet die Lebensqualität?

Bisherigen Studien zufolge weisen Patienten mit hATTR und Polyneuropathie (PNP) in allen Aspekten eine deutlich reduzierte Lebensqualität auf. In einer prospektiven Längsschnittstudie wurde dies bei asymptomatischen und symptomatischen Mutationsträgern im Vergleich zur portugiesischen Bevölkerung überprüft.
Im Rahmen des Transthyretin Amyloidosis Outcomes Survey (THAOS) wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach dem Fragebogen EQ-5D-3 L bei 621 asymptomatischen Mutationsträgern und 733 symptomatischen Mutationsträgern mit Polyneuropathie (PNP) erfasst. Dem Vergleich diente eine Stichprobe aus der Bevölkerung (n = 1.500), die an einer nationalen Studie teilgenommen hatte. 73 % der hATTR-Patienten wiesen eine PNP im Stadium 1 auf. Der aus den EQ-5D-3 L-Daten generierte Index bzw. Utility-Wert (0 bis 1 )wurden in mehreren ökonometrischen Modellen spezifiziert.
Die drei Gruppen wiesen in einigen Merkmalen Unterschiede auf, so im Altersdurchschnitt (33 vs. 39 vs. 47 Jahre), in der Rate der ≥ 70-Jährigen (2,1 % vs. 4,6 % vs. 18,5 %) und im Anteil mit niedriger Bildungsstand (21 % vs. 40 % vs. 52 %).
 
Alle 5 EQ-5D-Dimensionen betroffen
Die Lebensqualität fiel gegenüber der Bevölkerungsstichprobe bei den hATTR-PNP-Patienten deutlich schlechter aus (Utility- Wert 0,78 vs. 0,51: p = 0,021), während sie sich zwischen den Mutationsträgern und der Bevölkerung nicht signifikant unterschieden (p = 0,209). Der Wert rangierte zwischen 0,63 im PNP-Stadium 1 und 0,01 im Stadium 4. Die gegenüber der Bevölkerung stark beeinträchtigte Lebensqualität der hATTRPNP- Patienten betraf alle 5 EQ-5D-Dimensionen signifikant (p < 0,001). Besonders häufig wurden Schmerzen/Beschwerden (70 %), Angst/Depressivität (57 %) und Einschränkung der üblichen Aktivitäten (44 %) angegeben.
Interessanterweise waren Schmerzen oder Unbehaglichkeit in der Gruppe der asymptomatischen Mutationsträger deutlich seltener als in der Bevölkerungsstichprobe, Angstzustände bzw. depressive Stimmung aber signifikant häufiger (p < 0,001).
 
Relevante Einflussfaktoren
Jeweils signifikant (p < 0,05) mit einer schlechteren Lebensqualität in Verbindung standen ein Alter über 70 Jahre, niedriger Bildungstand, eine längere Krankheitsdauer ohne Behandlung sowie ein höheres mPND-Krankheitsstadium. Keinen maßgeblichen Einfluss hatten dagegen das Geschlecht (p = 0,910) oder ein später (≥ 50 Jahre) gegenüber einem früheren Krankheitsbeginn (p = 0,254).
 
Behandlung vs. Nicht-Behandlung
Bei unbehandelten Patienten wurde im Laufe der Zeit wie erwartet eine Verschlechterung der Lebensqualität beobachtet (p < 0,05), während diese bei behandelten Patienten konstant blieb oder sich sogar verbesserte. HL
Fazit
Klinische Strategien, die die engmaschige Überwachung asymptomatischer Träger, die rasche hATTR-Diagnose und ggf. die frühzeitige Behandlung umfassen, könnten den Autoren zufolge die progrediente Verschlechterung der Lebensqualität der Patienten verlangsamen.
Quelle: Inês M et al.: Health-related quality of life in hereditary transthyretin amyloidosis polyneuropathy: a prospective, observational study. Orphanet J Rare Dis 2020; 15(1):67 [Epub 6. März; doi; 10.1186/s13023-020-1340-x]
ICD-Codes: E85.1

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