„Late life“-Depression

Neuro-Depesche 4/2020

Wie sprechen Ältere auf Antidepressiva an?

Zertifizierte Fortbildung
Die Depression Älterer unterscheidet sich in zahlreichen Aspekten von der jüngerer Personen. Auch in der Response auf herkömmliche Antidepressiva? Wie gut Über- 65-Jährige ansprechen, wurde jetzt in einer groß angelegten Metaanalyse geprüft.
Die Recherche (bis Dez. 2017) ergab 44 randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit 6.373 Teilnehmern mit einer Major Depression. Sie waren durchschnittlich 73,9 Jahre alt und über median neun Wochen vor allem mit den SSRI Fluoxetin (acht Studien) und Paroxetin (sieben Studien) behandelt worden, deutlich seltener mit TZA, SSNRI, SNRI, a2-Antagonisten (Mianserin, Mirtazapin) und MAO-Hemmern. Das Ansprechen wurde als 50 %- ige Verbesserung auf validierten Ratingskalen wie der Hamilton Depression Scale (HAMD) oder der Montgomery-Asberg- Depression Scale (MADRS) definiert.
 
Gepoolte Ansprechrate
Der Metaanalyse zufolge erreichten unter einer durchschnittlichen Fluoxetin-Äquivalenzdosis von 30,21 mg/d im Durchschnitt 50,7 % der Patienten (in 38 RCT mit 5.991 Teilnehmern) mindestens eine Halbierung der Ausgangs-Scores (95 %-KI: 47,0 % – 54,4 %). Die Heterogenität zwischen den Studien war dabei allerdings erheblich (I2: = 86,2 %).
Sensitivitäts-Subgruppen- und Meta- Regressionsanalysen zeigten u. a., dass depressive Patienten in Placebo-kontrollierten Studien schlechter ansprachen als in Antidepressiva-kontrollierten Studien (43 % vs. 53 %, p = 0,01). Zahlreiche andere Faktoren waren dagegen wider Erwarten keine signifikanten Moderatoren des Ansprechens, z. B. durchschnittliches Patientenalter, Studiendauer, Anteil an Frauen, initiale Depressionsschwere, Antidepressiva- Dosis, Publikationsjahr, Studiensponsoring und stationäre vs. ambulante Behandlung.
 
Wirksamkeit der Substanzen
Die Ansprechraten betrugen unter MAOHemmern 75,0 %, SSRI 48,1 %, SSNRI 49,0 %, TZA 56,5 %, SNRI 34,0 % und a2- Antagonisten 50,6 %. Statistisch signifikant waren die Unterschiede aber nur zwischen MAO-Hemmern und SSRI (p = 0,027) bzw. SSNRI (p = 0,047), nicht aber z. B. zwischen SSRI und TZA (p = 0,06). JL
Kommentar
Etwa die Hälfte der älteren Menschen respondiert auf die gängigen Antidepressiva. Das ist nicht wesentlich weniger als bei Erwachsenen jüngeren Alters (53 % in einer Netzwerkanalyse).


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Gutsmiedl K et al.: How well do elderly patients with major depressive disorder respond to antidepressants: a systematic review and single-group meta-analysis. BMC Psychiatry 2020; 20(1): 102 [Epub 4. März doi: 10.1186/s12888-020-02514-2]

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