Frontale Lobektomie bei Pharmakoresistenz

Neuro-Depesche 5-6/2017

Wie ist das neuropsychologische und motorische Outcome?

Zertifizierte Fortbildung

Bei Patienten mit mehrfacher Therapieresistenz werden auch frontale Lobektomien durchgeführt. Nach diversen Berichten über negative Folgen untersuchten Epileptologen aus Cleveland/USA anhand einer größeren retrospektiven Kohortenstudie, welche neuropsychologischen und motorischen Folgen zu erwarten sind.

Zwischen 1989 und 2014 unterzogen sich 90 Epilepsie-Patienten (51% Männer, Alter 16 –59 Jahre, Erkrankungsalter 13,4 Jahre, mediane Epilepsiedauer 16 Jahre) einer frontalen Lobektomie. Bei 42 betraf die Resektion die sprachdominante und bei 48 die andere Hemisphäre. Postoperativ wurden Region, Ausmaß und Volumen der Resektion in der Bildgebung dokumentiert.
Outcome-Parameter der Studie waren prä-post-Veränderungen der motorischen Funktionen und der Leistungen in einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie. Die 16 Parameter umfassten u. a. die kognitiven Leistungen, Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Sprache, exekutive Funktionen sowie verbales und visuelles Gedächtnis.
Postoperativ waren 70% der Patienten frei von beeinträchtigenden Anfällen (Engel Klasse I). Mit 48% zeigte knapp die Hälfte der Lobektomierten postoperativ keinerlei relevanten kognitiven Beeinträchtigungen. Bei weiteren 42% stellten sich Verschlechterungen in ein oder zwei bzw. bei 10% in drei der 16 kognitiven Domänen ein. Dies betraf gewöhnlich (nonverbale) Intelligenz (Performance IQ) und die kontralaterale manuelle Feinmotorik. Ansonsten hatten Hirnseite und -lokalisation des Eingriffs auf die kognitiven Verschlechterungen keinen maßgeblichen Einfluss.
Mit einigen postoperativen kognitiven Einbußen assoziierte Faktoren waren u. a. ein höheres präoperatives Testleistungsniveau, höheres Lebensalter beim Eingriff, Abwesenheit kortikaler Malformationen im MRT und schlechtere Anfallskontrolle. Allerdings wiesen diese Variablen in der Identifizierung von Risiko-Patienten eine äußerst geringe Sensitivität auf. JL
 
 
Kommentar

Die überwiegende Mehrheit der pharmakoresistenten Epilepsie-Patienten zeigt nach einer frontalen Lobektomie ein erstaunlich gutes kognitives (und motorisches) Outcome. Verschlechterungen in drei kognitiven Domänen erfuhr nur jeder zehnte Patient, praktisch anfallsfrei wurden sieben von zehn Lobektomierten.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Busch RM et al.: Neuropsychological outcome following frontal lobectomy for pharmacoresistant epilepsy in adults. Neurology 2017; 88(7): 692-700

ICD-Codes: G40.9

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