Deutscher Versicherungsdaten zur NMOSD analysiert

Neuro-Depesche 4/2022

Wie hoch ist die wirtschaftliche Belastung durch Schübe?

Bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Störung (NMOSD) führen Schübe zu schweren, oft nicht remittierenden Symptomen, starker Behinderung, zu Erblindung und Tod. Jetzt wurde anhand deutscher Versicherungsdaten ermittelt, wie hoch die wirtschaftliche Belastung durch akute Schubereignisse ist.
Retrospektiv analysiert wurden dazu zwei Krankenkassendatensätze mit rund 9 Mio. Patienten in Deutschland (Jan. 2013 bis Dez. 2019). Anhand der ICD-10-Diagnosen wurden 130 stationär und ambulant behandelte NMOSD-Patienten identifiziert. Anhand dokumentierter Schübe (Krankenhauseinweisungen und Akutbehandlungen wie Methylprednisolon, IVIg und PLEX) definierte aktive Krankheitsperioden traten bei 53 % der Patienten auf. Die Nutzung von Gesundheitsressourcen (HCRU) und die direkten Kosten wurden zwischen aktiven und inaktiven Perioden verglichen.
 
Zehnmal höhere Kosten
Die 130 NMOSD-Patienten waren durchschnittlich 46,84 Jahre alt und zu 58 % weiblich. Zehn Patienten starben während des Follow up. Pro Patientenjahr (PJ) wurden bei ihnen 16,52 Tage mit und 348,48 Tage ohne Aktivität verzeichnet. Die Kosten waren während der aktiven Phasen etwa zehnmal höher als während der inaktiven Phasen (7.159,08 € vs. 714,17 € pro aktivem/inaktivem Monat). Dies ging zum größten Teil auf die Krankenhauskosten von 6.424,09 € vs. 259,10 € zurück. Die ambulanten Arzneimittelverordnungen lagen bei 412,83 € vs. 271,58 €.
 
NMOSD-vs. Non-NMOSD
Unter Anwendung eines Propensity Score Matching wurden die 130 NMOSD-Patienten außerdem mit einer Kontrollkohorte von 1.822 Patienten ohne NMOSD verglichen. Ihre direkten Gesundheitskosten fielen ca. dreimal so hoch aus wie die der Non-NMOSD-Patienten (12.913,28 €vs. 4.667,66 € pro PJ). Auch bei diesem Vergleich trugen zur Differenz am stärksten die Kosten der Klinikaufenthalte (6.448,32 € vs. 1.937,64 € pro PJ) und der ambulanten Verordnungen (3.335,67 € vs. 1.037,64 € pro PJ) bei. HL
Fazit
NMOSD-Patienten nehmen erheblich mehr Gesundheitsressourcen in Anspruch als Patienten ohne NMOSD. Sie verursachen während aktiver Krankheitsphasen etwa zehnmals so hohe Kosten. Daher stellt die Prävention akuter Schübe die beste Strategie dar, um nicht nur die Patienten vor schwersten Folgen und Tod zu schützen, sondern auch, um die wirtschaftlichen Belastungen maßgeblich zu verringern. Wie die Autoren anmerken, wird die tatsächliche gesellschaftliche/emotionale Belastung der Patienten und ihrer Familien wahrscheinlich massiv unterschätzt.
Quelle: Knapp RK et al.: Evaluating the economic burden of relapses in neuromyelitis optica spectrum disorder: A real-world analysis using german claims data. Neurol Ther 2022; 11(1): 247-263
ICD-Codes: G36.0

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