Meningitis bei Säuglingen

Neuro-Depesche 4/2005

Wie häufig sind persistierende Schäden?

Eine bakterielle Meningitis tritt bei Säuglingen häufiger auf als in anderen Altersgruppen. An einer Klinik in Taiwan wurden nun in einer retrospektiven Studie die klinische Umstände der Infektion untersucht sowie die Mortalität und die Wahrscheinlichkeit bleibender neurologischer Schäden ermittelt.

Bei insgesamt 80 Säuglingen im Alter von 30 bis 365 Tagen war 1986-2001 im Liquor eine bakterielle Infektion nachgewiesen worden. Die häufigsten Keime waren Salmonellen, Streptococcus agalactiae, E. coli und H. influenzae; sie umfassten etwa 59% aller Infektionsepisoden. Meningitiden durch Salmonellen, E. coli und H. influenzae traten häufiger bei älteren Säuglingen, solche durch S. agalactiae häufiger bei jüngeren Säuglingen auf. Im Vergleich der ersten und der zweiten acht erfassten Jahre ergab sich eine Verschiebung im Anteil der Salmonellen-Meningitiden von 27% zu 9%. Dies ging einher mit einer Zunahme an Infektionen mit E. coli, der damit zum häufigsten Keim wurde. 71 Patienten überlebten, die Mortalität des Kollektivs lag bei 11% (erste acht Jahre 13%/ zweite acht Jahre 9%). Unter Einbeziehung der 26 Patienten mit einer schlechten Prognose mussten 35 Patienten, also 43% (49%/37%) als Therapieversager eingestuft werden. Die Regressionsanalyse ergab, dass lediglich die initiale Bewusstseinslage (klar, eingetrübt, stuporös bzw. komatös) ein unabhängiger Prädiktor (p = 0,006) für ein Therapieversagen war. Klinische Manifestationen im Gefolge der Meningitis bestanden u.a. aus Krampfanfällen (n = 45), subduralen Empyemen (n = 30), Hydrocephalus (n = 25) und Hirninfarkten (n = 7). Die Komplikationen waren häufig mit einer Infektion durch Salmonellen, S. pneumoniae oder H. influenzae assoziiert und gingen sehr häufig mit schweren persistierenden Schäden wie geistiger Retardierung (n = 11), persistierendem Anfallsleiden (n = 19), Quadriplegie bzw. vegetativem Status (n = 12) etc. einher. Eine schlechte Prognose stand außerdem in Beziehung zu hohen Proteinkonzentration im Liquor; die Glukosekonzentrationen hatten auf den Krankheitsverlauf keinen signifikanten Einfluss. Ein Nutzen von Dexamethason zusätzlich zur Antibiotika-Therapie konnte in dieser Studie nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Quelle: Chang, CJ: Bacterial meningitis in infants: the epidemiology, clinical features, and prognostic factors., Zeitschrift: BRAIN AND DEVELOPMENT, Ausgabe 26 (2004), Seiten: 168-175

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