Antidepressiva in der Geriatrie

Neuro-Depesche 3/2000

Wie groß sind die Wirkstoffklassen-Unterschiede?

In einer prospektiven Studie wurde das Ansprechen auf trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer/RIMA, SSRI und neuere atypische Antidepressiva bei älteren Patienten mit Major-Depression untersucht.

Analysiert wurden die prospektiv erhobenen Daten von 213 ambulanten Patienten. Das Mindestalter der Teilnehmer betrug 65, das Durchschnittsalter 75,5 Jahre. Jeweils fast 90% der Patienten litten unter zusätzlichen Erkrankungen und nahmen deswegen Medikamente ein. Die depressiven Symptome wurden mittels "Montgomery-Asberg Depression Rating Skala" (MADRS) innerhalb der Akutbehandlung, der Erhaltungsphase und der Rezidivprophylaxe beurteilt. In Phase 1 (0-2 Monate), sanken die MADRS-Werte bei 86% der Patienten in durchschnittlich 36 Tagen unter den "Cut-off"-Wert von 18. In Phase 2 (2-6 Monate) lagen die MADRS-Scores bei 37,3% der Patienten über 18, die durchschnittliche Zeitdauer bis zur Verschlechterung betrug 144 Tage. In Phase 3 (6-24 Monate) lag der Anteil der Patienten mit MADRS-Werten über 18 bei 37% und stellte sich bei diesen nach durchschnittlich 538 Tagen ein. Zwischen den Wirkstoffgruppen ergaben sich signifikante Unterschiede: trizyklische Antidepressiva (n = 128, Ansprechen nach 31 Tagen; meist waren Doxepin und Nortriptylin verordnet worden) und MAO-Hemmer/RIMA (n = 36, Ansprechen nach 36 Tagen; meist Tranylcypromin) führten innerhalb der ersten zwei Monate zu einem schnelleren Ansprechen als SSRI (n = 30, Ansprechen nach 39 Tagen; meist Fluoxetin und Sertralin) und neuere atypische Antidepressiva (n = 14, Ansprechen nach 42 Tagen; meist Bupropion). In Stadium 3 verblieben Patienten unter trizyklischen Antidepressiva- und MAO-Hemmern (572 bzw. 559 Tage) länger unterhalb des MADRS-Cut-off-Wertes als diejenigen, die SSRI und andere atypische Antidepressiva einnahmen (503 bzw. 415 Tage). Nebenwirkungsraten und -profile unterschieden sich zwischen den Medikamentenklassen trotz verschiedener Rezeptorprofile nicht wesentlich. Auch Patienten, die SSRI oder neuere Antidepressiva einnahmen, klagten über typische anticholinerge Beschwerden.

Quelle: Mittmann, N: The effectiveness of antidepressants in elderly depressed outpatients: a prospective case series study, Zeitschrift: JOURNAL OF CLINICAL PSYCHIATRY, Ausgabe 60 (1999), Seiten: 690-697

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