Prognose zu SARS-CoV-2

Praxis-Depesche 3-4/2021

Wie die Zukunft aussehen könnte

Dr. Jennie Lavine und ihr Team von der Emory University in Atlanta gehen davon aus, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 auf lange Sicht endemisch wird. Eine Infektion würde dann nur noch harmlose Erkältungssymptome verursachen.
Eine Studie im Fachjournal Science gibt einen Ausblick, wie sich das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen in Zukunft entwickeln könnte. Der Prognose liegen die epidemiologischen und immunologischen Daten vier anderer weltweit zirkulierender Coronaviren- Stämme zugrunde: NL63, 229E, OC43 und HKU1. Dabei handelt es sich allesamt um endemische Erreger, die zwar regelmäßig auftreten, deren Infektionszahlen jedoch konstant bleiben. Die Wissenschaftler: innen schätzen, dass auch SARS-CoV-2 in absehbarer Zeit nur noch endemisch vorkommen wird.
Charakteristisch für endemische Coronavirus- Stämme ist die nur für kurze Zeit anhaltende komplette Immunität. In dieser Phase kann der Körper die Virusreplikation durch Antikörperbildung gänzlich unterbinden. Eine abermalige Infektion ist bereits innerhalb eines Jahres möglich, typischerweise verursacht diese aber nur milde Symptome. Seroprävalenzstudien deuten darauf hin, dass die Erstinfektion mit endemischen Coronaviren meist schon im Kleinkindalter stattfindet, eine Reinfektion im Erwachsenenalter gleicht dann meist einer harmlosen Erkältung.
Eine ähnliche Entwicklung prognostizieren die Forscher:innen für SARS-CoV-2. Momentan steht das Virus noch einer immunologisch naiven Population gegenüber, bei der es die vulnerable ältere Bevölkerungsschicht am häufigsten trifft. Ist allerdings einmal die endemische Phase erreicht, sagen die Modellberechnungen voraus, dass fast nur bei Säuglingen und Kleinkindern Primärinfektionen auftreten werden. Diese bieten im Erwachsenenalter einen gewissen Infektionsschutz, der auch bei genetischen Veränderungen des Erregers schwere Verläufe verhindern sollte. Massenimpfungen gegen SARS-CoV-2 wären in der endemischen Phase aller Voraussicht nach überflüssig und nur noch bei Risikopatient:innen nötig. RG
Quelle: Lavine JS et al.: Immunological characteristics govern the transition ... Science 2021; 371(6530): 741-5
ICD-Codes: U07.1

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