Schizophrenie und bipolare Störung

Neuro-Depesche 9/2011

Wie die körperliche Gesundheit verbessern?

Patienten mit Schizophrenie und anderen schweren psychiatrischen Krankheiten haben gegenüber der Bevölkerung bekanntlich eine deutlich erhöhte Komorbidität an körperlichen Erkrankungen und eine dramatisch höhere Sterblichkeit. In einer Querschnittsstudie untersuchten britische Psychiater, welche psychologischen Besonderheiten auf Patientenseite dafür verantwortlich sein könnten.

Von den 146 ambulant behandelten Teilnehmern wiesen 52 eine schwere psychiatrische Erkrankung (schizophrener Formenkreis oder bipolare Störung) und 94 eine leichtere, nicht-psychotische Erkrankung wie unipolare Depression, Angststörungen etc. auf.

In beiden Gruppen war die Bereitschaft, ihr gesundheitliches (besonders kardiovaskuläres) Risikoverhalten zu verringern, ähnlich gering. Die Patienten beider Gruppen sahen auch ihre psychische Erkrankung gleichermaßen häufig als die größte Hürde für eine Verbesserung der körperlichen Gesundheit an. Während sich in der Wahrnehmung ihrer globalen körperlichen Gesundheitszustandes insgesamt ebenfalls kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen ergab, räumten die schwer betroffenen Patienten ihrem körperlichen Wohlergehen eine deutlich niedrigere Priorität in ihrem Leben ein als die leichter erkrankten Studienteilnehmer (Odds Ratio: 0,5; p = 0,029). Bei ihnen fielen vor allem auch die psychologischen Parameter der Selbstkontrolle unvorteilhafter aus: Nach der Skala Multidimensional Health Locus of Control (MHLC) sahen sie den Locus of control für ihre Gesundheit häufiger extern, bei „mächtigen Anderen“ (p < 0,001) und im Zufall (p = 0,006) als bei sich selbst. JL

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Fazit
?! Zur Förderung auch der körperlichen Gesundheit bedürfen Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen spezifische Interventionen, die die Aufmerksamkeit für veränderbare Faktoren eines risikoreichen Lebensstils schärfen. Insbesondere sollte angestrebt werden, dass die Patienten wieder einen internen Locus of control entwickeln. Dies könnte insgesamt auch zur Verbesserung der Lebensqualität dieses stark marginalisierten Personenkreises beitragen. Der Psychiater bzw. das Behandlungsteam sollten, so die Autoren, ihren Einfluss auf den Patienten nutzen und sich direkt an diesen Maßnahmen beteiligen.

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